Sprecht so, dass man euch versteht!

Was sind „adverse Einflüsse“? Eine „Anarbeitungskapazität“? Und warum sprechen Vorstände so, dass man nur Bahnhof versteht?

Eine Studie kann man zu allem machen. Auch zur Verständlichkeit deutscher Vorstände. An der hatten die Kommunikationsforscher der Uni Hohenheim bei Stuttgart ihre helle Freude, als sie die Reden der DAX-Vorstände bei ihren letzten Hauptversammlungen analysierten.

Da wird ganz selbstverständlich vorausgesetzt, dass Aktionäre fit sind in der „300-Millimeter-Dünnwafer-Technologie“ oder bei „Fixed Index Annuities“. Den arglosen Zuhörern wurden nicht nur Fachbegriffe und Fremdwörter zugemutet, auch schräge Satzungetüme und (sehr beliebt) unverständliche Schachtelsätze.

46-Wörter-Ungetüm
Ein Beispiel gefällig? Also sprach Siemens-Big-Boss Joe Kaeser (Bild):

"Wir sind bei der Installation der HGÜ-Plattform in der Nordsee deutlich vorangekommen und konnten die gemachten Erfahrungen dazu nutzen, Neuaufträge mit deutlich verbesserten Rahmenbedingungen zu landen, beispielsweise bei Borwin 3 mit einem Auftragsvolumen von fast 1 Milliarde Euro für das Konsortium, an dem Siemens beteiligt ist."
(46 Wörter)

Bei 20 erreichbaren Verständlichkeitspunkten schafften die DAX-Vorstände im Schnitt 13,1 Punkte. Die Besten erreichten 17,2 Punkte (VW-Boss Martin Winterkorn und Commerzbank-Chef Martin Blessing), der Tiefstwert lag bei 8,2 Punkten (Ex-Allianz-Chef Michael Diekmann). Siemens-Chef Joe Kaeser ergatterte mit 12,2 Punkten nur den fünftletzten Platz.

Wir könnten jetzt anregen, dieselbe Studie auch in Österreich durchzuführen. Oder wir überspringen die Studie und regen gleich an: Liebe Vorstände, sprecht doch bitte so, dass man euch versteht!

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