Platini: "Blatter hat Angst vor der Zukunft"

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Offizielle Unterstützung für Jordanier Al-Hussein, er fordert den Schweizer im Wahlkampf der Fifa-Präsidentschaft.

Zu einer eigenen Kandidatur als FIFA-Chef hat sich UEFA-Präsident Michel Platini auch aus Machtkalkül nicht durchringen können. Kurz vor der Abstimmung attackierte der Franzose nun den Amtsinhaber Joseph Blatter. Der Schweizer habe Fußball-Europa vor vier Jahren angelogen.

UEFA-Boss Michel Platini hat mit Sticheleien über Joseph Blatters angebliche Angst vor dem Rentnerleben die letzte Phase des Machtkampfes um den FIFA-Thron eingeläutet. Kurz vor der Abstimmung beim Kongress des Fußball-Weltverbandes am Freitag in Zürich beschuldigte der Franzose seinen einstigen Förderer, aus purem Egoismus eine fünfte Amtszeit anzustreben. "Aber wenn er die FIFA wirklich lieben würde, sollte er ihre Interessen wichtiger nehmen als seine", sagte der Franzose in einem Interview der Sportzeitung "L'Equipe" (Montag).

Platini selbst hatte auf eine Kandidatur bereits im vergangenen Sommer verzichtet. Einziger verbliebener Kontrahent ist der jordanische Prinz Ali bin Al-Hussein, der nun von Platini auch offiziell unterstützt wird. "Er sagt, was er denkt und er hat keine Angst, den Status quo zu verändern", sagte Platini über seinen Kollegen als FIFA-Vizechef. "Er kann einen Mehrwert bringen und ist jemand, der im Team arbeiten kann", ergänzte der UEFA-Chef - eine Fähigkeit, die er Blatter offenbar abspricht. "Ich bin außerordentlich geehrt für die Unterstützung von Präsident Platini", bedankte sich Al-Hussein denn auch via Twitter.

Platini mokierte sich vor allem darüber, dass Blatter sein Versprechen an die Europäer aus dem Jahr 2011 gebrochen habe. "Er hat uns in die Augen geschaut und gebeten, ihn für seine letzte Amtszeit zu unterstützen", sagte Platini. Er selbst habe damals den UEFA-Verbänden auf Basis einer "Lüge" die Empfehlung zur Wahl Blatters gegeben.

Dass der 79-jährige Schweizer erneut antrete, hat laut Platini nichts damit zu tun, dass dieser wie von ihm selbst behauptet "seine Mission" beenden wolle oder noch "große Pläne" für den Weltfußball habe. "Nein - er hat einfach Angst vor der Zukunft, weil er sein Leben an die Institution gegeben hat, bis zu dem Punkt, an dem er sich selbst mit der FIFA komplett identifiziert", sagte Platini. Diese "Angst vor der Leere" könne er sogar verstehen. Für seine eigene Karriere hoffe er, den Zeitpunkt für das richtige Ende im Gegensatz zu Blatter nicht zu verpassen.

Die Aussichten auf einen Sieg Al-Husseins in Zürich sind minimal. Blatter hat die Stimmen aus Afrika und Ozeanien bereits versprochen bekommen. Auch aus Nord- und Mittelamerika und sogar aus Asien - der Heim-Konföderation des Prinzen - dürften die meisten Stimmen an den seit 1998 regierenden Schweizer gehen. In einem letzten Wahlkampf-Update stellte Al-Hussein genau diesen Konföderationen mehr WM-Startplätze in Aussicht - ein alter Trick von Blatter.

Die UEFA-Spitze um Platini - der selbst kein Stimmrecht hat - will sich am Mittwoch am Rande des Europa-League-Endspiels in Warschau noch einmal zu Konsultationen treffen. Einen Tag später tagen alle UEFA-Mitglieder wenige Stunden vor der Kongresseröffnung in Zürich.

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