US-Atomverhandlerin Sherman soll Außenamt Ende Juni verlassen

Wendy Sherman (li.)
Wendy Sherman (li.)(c) REUTERS (POOL)
  • Drucken

Nach dem Ende der Deadline im Konflikt um die iranische Urananreicherung will die Spitzendiplomatin ihren Posten verlassen.

Die US-Chefunterhändlerin im Atomstreit mit dem Iran, Wendy Sherman, verlässt laut mehreren Medienberichten Ende Juni das US-Außenamt. Nach dem Ende der Deadline im Konflikt um die iranische Urananreicherung will die Spitzendiplomatin ihren Platz räumen. Vorher soll aber noch ein Konsens im Streit gefunden werden.

Sherman gab ihre Rücktrittsabsichten laut "New York Times" kurz vor ihrem Abflug Richtung Österreich ab, wo sie ab dem heutigen Donnerstag an den Verhandlungen mit dem iranischen Chefunterhändler Abbas Araqchi (Qaraghchi) und der EU-Spitzendiplomatin Helga Schmid teilnimmt.

Derzeit versuchen die 5+1-Gruppe (fünf UNO-Vetomächte plus Deutschland) und der Iran einen Vertragstext für einen endgültigen Deal im zwölf Jahre andauernden Konflikt auszuformulieren. Dabei geht es darum, dass der Iran der internationalen Staatengemeinschaft glaubwürdige und überprüfbare Garantien dafür abgibt, dass sein Nuklearprogramm ausschließlich friedlich ist. Im Gegenzug will der Westen die für Teheran schmerzhaften Wirtschaftssanktionen suspendieren.

"Es waren zwei lange Jahre"

"Es waren zwei lange Jahre", wird Sherman in Anspielung auf ihre Rolle als Verhandlerin bei den Gesprächen von der Zeitung zitiert. Die als durchsetzungsfähige Spitzendiplomatin geltende Unter-Staatssekretärin für politische Angelegenheiten im US-Außenamt stach bei den Iran-Gesprächen als eine der wenigen Frauen inmitten einer großen Männerschar hervor.

Ihr Abgang wird im US-Außenamt laut Beobachtern eine große Lücke hinterlassen, da sie als Sanktionsexpertin gilt. Ihre Nachfolger müssen - sollte es einen finalen Deal geben - die Aufhebung der Sanktionen und die Implementierung der vereinbarten Punkte im Vertrag koordinieren.

US-Außenminister John Kerry sagte zum Sherman-Abgang in einer ersten Reaktion zu CNN: "Wendy war ein absolut kritisches Mitglied in meinem Team, höchst angesehen in ihrer Arbeit bei den Atomgesprächen mit dem Iran". Ob Sherman ihr Ausscheiden bei einer abermaligen Verlängerung der Deadline verschiebt, war zunächst nicht bekannt.

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Symbolbild
Internet

"Atomgespräche abgehört": Verfassungsschutz ermittelt

Laut der IT-Sicherheitsfirma Kaspersky wurden die Verhandlungen mithilfe eines Computervirus ausspioniert. Israel dementiert jede Verwicklung.
Außenpolitik

Irans geistlicher Führer droht mit Aus für Atomgespräche

Khamenei kritisiert „Druck“ der USA. Westen will Sanktionsautomatismus.
Außenpolitik

Atomgespräche wieder in Wien

Fischer plant Reise in den Iran noch in diesem Jahr.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.