Bene: Notverkauf nach 225 Jahren

bene
bene(c) Die Presse (Clemens Fabry)
  • Drucken

Die Aktionäre müssen den Einstieg von Erhard Grossnigg und Martin Bartenstein absegnen – andernfalls ist der Traditionsbetrieb pleite.

Wien/Waidhofen. Ankündigungen sind so eine Sache – vor allem, wenn sie der Finanzvorstand eines börsenotierten Unternehmens macht. Dann sehen Großinvestoren, Kleinaktionäre und die finanzierenden Banken genau hin. Ein Betriebsergebnis an der Nulllinie wollte der Büromöbelhersteller Bene im Geschäftsjahr 2014/15 (Ende Jänner) erreichen und mittelfristig eine Eigenkapitalquote von bis zu 25 Prozent.

Jetzt, ein Jahr später, schreibt das Unternehmen zum sechsten Mal in Folge Verluste und hat ein negatives Eigenkapital, das sich binnen eines Jahres von 21,9 auf 38,9 Mio. Euro vergrößert hat. In der Firmenzentrale in Waidhofen an der Ybbs liegen nicht nur deshalb die Nerven blank. Dort stimmen am Montag die Aktionäre in einer Sonder-Hauptversammlung über die Zukunft ab. Es geht um alles oder nichts: Überleben mit neuen Eigentümern – dem Sanierer Erhard Grossnigg und Ex-Wirtschaftsminister Martin Bartenstein – oder Insolvenz.

Das ist keine Übertreibung: Grossnigg und Finanzvorstand Rudolf Payer, der vor zweieinhalb Jahren als Sanierer geholt worden war, haben klargemacht, dass Bene ohne Einstieg der Investoren pleite ist. „Wenn es die Zustimmung der Aktionäre im Juni nicht gibt, geht Bene in Konkurs. Das ist schlicht und einfach der Fall“, so Grossnigg kürzlich.

Im Unternehmen setzt man darauf, dass die Mehrheit der Anteilseigner (gefordert sind 75 Prozent) für den Einstieg stimmt. Das klappt, wenn die Privatstiftung der Familie, die 42,5 Prozent an Bene besitzt, die Hauptversammlung dominiert, weil die Präsenz gering ist. Kommen jedoch viele Kleinaktionäre nach Waidhofen, müssten auch viele von ihnen für den Deal stimmen.

Das ist jedoch offen und nährt die Nervosität: Geplant ist, das Grundkapital von 24,3 auf 1,9 Mio. Euro herabzusetzen, indem jeweils 25 bestehende Stammaktien zu zwei zusammengelegt werden. Im zweiten Schritt wollen die Investoren 18 Mio. Euro an frischem Kapital einschießen, indem neue Aktien zu einem Preis von einem Euro je Stück ausgegeben werden. Der Streubesitz soll abgefunden werden – allerdings nur mit sechs bis acht Cent je Aktie. Zwar befindet sich das Bene-Papier mit derzeit 16 Cent auf Pennystock-Niveau und droht im Fall einer Pleite den Wert ganz zu verlieren. Dann befänden sich die Aktionäre in einer noch schlechteren wirtschaftlichen Situation als durch den Bezugsrechtsausschluss, heißt es in den Erläuterungen zur Hauptversammlung. Aber beim Börsegang 2006 lag der Emissionskurs bei 5,50 Euro je Aktie, und in den besten Zeiten war das Papier über sieben Euro wert.

Kleinaktionäre sollen büßen

Weshalb Anlegerschützer Wilhelm Rasinger schäumt: „Jetzt sollen just die Kleinanleger, die die Misere nicht verursacht haben, für die Fehler anderer büßen.“ Mit Widerstand bei der Hauptversammlung ist jedenfalls zu rechnen.

Bene – das ist nicht irgendein Unternehmen: Die Firma befindet sich seit der Gründung im Jahr 1790 als Tischlerei, also seit 225 Jahren, im Besitz derselben Familie und gehört zu den ältesten bestehenden Firmen des Landes. Also Tradition total. Aber nicht nur das: Mit coolem Design und Topqualität hat man sich weltweit einen Namen in den inzwischen auch von billigem Selbstbau dominierten Bürowelten gemacht. Erstmals wären jetzt Fremde am Ruder.

Als die Wirtschaftskrise voll einschlug, rächten sich die extensive Expansion, Überkapazitäten und teure Projektgeschäfte. Die Schrecksekunde dauerte lange – erst 2012 zog der Aufsichtsrat die Bremse und tauschte nach anhaltenden Verlusten den Vorstand aus. Man schloss defizitäre Standorte, krempelte den Vertrieb um und baute kräftig Personal ab. Erst im April wurden 127 Mitarbeiter beim AMS zur Kündigung angemeldet und weitere 29 Arbeitsplätze im Ausland gestrichen. Damit hat Bene nur mehr 850 Mitarbeiter, rund 600 davon in Österreich. Zum Zeitpunkt des Börsengangs waren es noch 1200, davon 900 in Österreich. (eid)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.06.2015)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

ARCHIVBILD: BUeROMOeBELHERSTELLER BENE BAUT MITARBEITER AB
Home

Bene wechselt nach 225 Jahren in Familienbesitz den Eigentümer

Die Investoren Erhard Grossnigg und Martin Bartenstein übernehmen die Traditionsfirma. Bene baute in den vergangenen Jahren hunderte Mitarbeiter ab.
bene Bueromoebel
Österreich

Bene-Aktien stürzen um 28 Prozent ab

In der heute stattfindenden außerordentlichen Hauptversammlung soll über das Schicksal des Unternehmens entschieden werden.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.