Dumme Banker, brillante Politiker

Wer sich eine Summe von 4.000.000.000 Euro nicht vorstellen kann, sollte einmal bei den ÖBB nachfragen, wie wenig Geld das sein kann.

Während Erste Bank, Bank Austria und Raiffeisen International im vergangenen Jahr noch ziemlich gut verdienten, hagelte es bei kleineren Instituten horrende Verluste: Kommunalkredit, Volksbanken, Bawag und Hypo Alpe Adria vernichteten zusammen rund vier Milliarden Euro. Ganz schön viel Geld. Nicht zuletzt für eine Branche, die noch vor wenigen Monaten behauptete, von der Finanzkrise aber so was von „überhaupt nicht betroffen“ zu sein.

Für einige Beobachter sind derart „schwindelerregende“ Zahlen kaum noch zu fassen. Das ist insofern ein wenig überraschend, als derartige Beträge in anderen Branchen nicht wirklich etwas Besonderes sind. 4.000.000.000 Euro werden beispielsweise von den heimischen Staatsbahnen im Nu verjausnet. Diese Summe entspricht ziemlich genau jenem Betrag, den die ÖBB von Vater Staat überwiesen bekommen. Jedes Jahr.

Was die Bahn freilich nicht daran hinderte, im abgelaufenen Geschäftsjahr einen Verlust im Ausmaß von 980 Millionen Euro einzufahren. Hut ab! Den schlechten Geschäftszahlen begegnet die Bahnführung nun mit einer kräftigen Erhöhung der Fahrpreise ab dem kommenden Sommer.

Nicht, dass das ÖBB-Desaster zu runden Tischen oder hitzigen Debatten führte. Schließlich gilt der Staat neuerdings wieder als brillanter Unternehmer – und dieses Image wollen wir freilich nicht besudeln. (Bericht: S. 21)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.04.2009)

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