Marie Rötzer Intendantin in St. Pölten

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Zum dritten Mal in Folge erhält das Landestheater Niederösterreich eine Frau an der Spitze. Das Modell der Vorgängerinnen hat sich bisher bestens bewährt.

Die Schauspielintendantin Bettina Hering ist noch eine ganze Saison in St. Pölten tätig, ehe sie nächstes Jahr nach Salzburg geht, aber im Landestheater Niederösterreich wurde bereits drei Monate nach dieser frühen Entscheidung die Nachfolge geregelt. Am Donnerstag verlautete, dass Marie Rötzer das Landestheater ab übernächster Saison leiten werde. Die Jury hatte sich Ende Mai aus 68 Bewerbungen für die persönliche Referentin von Joachim Lux, dem Intendanten des renommierten Thalia-Theaters Hamburg, entschieden. Der Vertrag für die gelernte Dramaturgin beginnt Mitte 2016 und läuft bis Mitte 2020 – mit Option auf Verlängerung.

Rötzer wird die dritte Frau in Folge an der Spitze dieses Theaters. Die Erfolge der Vorgängerinnen, künstlerisch wie in der Auslastung (90 %), sprechen für die Fortsetzung der bisherigen Politik. Rötzer übernimmt ein Haus, das von Bettina Hering (seit 2012) und Isabella Suppanz (ab 2005) mit Geschick geleitet wurde. Zu ihren Spezialitäten zählten neben der Pflege des Ensembles exzellente Gastspiele, vor allem aus Deutschland, mit Regiearbeiten u. a. von Jérome Savary, Robert Wilson, Thomas Ostermeier, Luk Perceval oder Karin Henkel – und die Einbeziehung prominenter Gastschauspieler. Das Thalia-Theater wurde von Hering ebenfalls nach St. Pölten eingeladen. Auch von daher kennt man sich bereits.

Träume vom „Erlebnis-Ort“

Hering, von den Salzburger Festspielen und deren designiertem Intendanten, Markus Hinterhäuser, für fünf Jahre als Schauspielchefin verpflichtet (ab der Spielzeit 2017), setzte sich für Raritäten und Zeitgenössisches ein. So konnte sie bisher mit ihrem Team sechs Nominierungen für den Nestroy-Theaterpreis erringen.

An die Strategien der Diversifizierung will auch die neue Chefin anknüpfen. Sie werde dieses Theater für neue Ideen öffnen, um mit einem hoch motivierten Ensemble, unverwechselbaren Regiehandschriften, internationalen Koproduktionen und Gastspielen sowie partizipativen Projekten eine Strahlkraft über Grenzen hinweg zu entwickeln, sagte Rötzer. Auch das Kinder- und Bürgertheater will sie weiter pflegen. Sie träumt von einem „Erlebnis-Ort“, dem lebendigen Austausch von all jenem, „was uns heute bewegt“.

Für die designierte Intendantin bedeutet Sankt Pölten auch eine Heimkehr. Sie wurde am 16. Juli 1967 in Mistelbach geboren, studierte in Wien Theaterwissenschaft und Germanistik und war 1993 bis 1995 bereits am Landestheater als Dramaturgin engagiert. Die folgenden Stufen ihrer Laufbahn: 1997 ging sie als Assistentin ans Maxim-Gorki-Theater in Berlin, 2001 wechselte sie ans Schauspielhaus Graz, wo sie Chefdramaturgin unter Matthias Fontheim wurde. Mit diesem Intendanten ging sie 2006 ans Staatstheater Mainz, ehe sie Ende 2012 nach Hamburg wechselte. [ APA ]

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.06.2015)

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