Wien: Rumänen führen Zuwanderung an

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Wien ist Österreichs Wachstumsmotor. 40 Prozent der 77.140 neuen Einwohner landeten 2014 in der Hauptstadt und stammen aus dem Ausland. Sie verteilen sich sehr ungleich.

Wien. Das Bevölkerungswachstum Österreichs beschleunigt sich. Deutlich, wie die Statistik Austria in ihrer aktuellsten Erhebung feststellte. Der „Presse“ liegen nun die Detailauswertungen für den Motor dieses Wachstums vor: Wien. Die Ergebnisse sind in ihren Details durchaus bemerkenswert – ein Überblick.

Bundesweit wuchs die Bevölkerung im Jahr 2014 um 77.140 Einwohner auf zuletzt 8,584.926 Millionen (Stand: 1. Jänner 2015). 30.591 davon (das entspricht 40 Prozent) ließen sich in Wien nieder. Wobei für das Wiener Wachstum genauso wie für jenes der anderen Bundesländer gilt: Weil die Geburten trotz leichter Steigerungen statistisch kaum ins Gewicht fallen, ist die Zuwanderung aus dem Ausland der bestimmende Faktor.

25.669 der neuen Wiener kommen aus dem Ausland. Die überwältigende Mehrheit davon sind Bürger der Europäischen Union. Wobei: Der Schwerpunkt unter ihnen liegt nicht bei den gern öffentlich angeführten Deutschen. Diese Zeiten sind vorbei. Die Rangliste der Länder, die Wiens Wachstum speisen, führt Rumänien (4162) vor Ungarn (2421) und Polen (2315) an. Erst nach Bulgarien (2133) und Serbien (1920) folgt schließlich Deutschland (1761) auf Rang sechs. Bemerkenswert ist auch, dass die Zuwanderung aus der Türkei – immerhin eine der stärksten Gruppen innerhalb der Wohnbevölkerung – im Vorjahr fast zum Erliegen gekommen ist. Gerade einmal 208 Personen netto (Saldo aus Zuzügen minus Wegzügen) wählten in diesem Zeitraum Wien zum Hauptwohnsitz.

Konzentration im Zentrum

Einmal in Wien, verteilen sich die Zugewanderten äußerst ungleich. Setzt man die absolute Zahl der Zuzüge aus dem Ausland in Relation zur bereits ansässigen Wohnbevölkerung, dann zeigt sich bei der Übertragung der so erhaltenen Daten in eine Karte, dass der relative Zuzug dort am stärksten ist, wo Wohnraum schon jetzt knapp ist. Nämlich im Zentrum der Stadt.

Wobei: Der Spitzenwert der Josefstadt von 52 Zuwanderern pro 1000 Einwohner ist in Wahrheit ein statistisches Artefakt. Die Zahl erklärt sich dadurch, dass sich im Bezirk eine Justizanstalt und ein Schubhaftzentrum befinden, an deren Adressen Insassen automatisch hauptgemeldet werden.

Die nach der Josefstadt höchsten Werte weisen Rudolfsheim-Fünfhaus (25), Alsergrund (23) und Margareten (20) auf. Die absolut meisten Zuwanderer ließen sich 2014 mit 2566 Personen in Favoriten nieder. Mit fast 200.000 Einwohnern kommt der zehnte Bezirk damit dennoch nur auf eine Quote von 14 je 1000 Einwohner.

(C) DiePresse

Interessant an der regionalen Verteilung der Neuankömmlinge ist auch, dass jene Bezirke, die über die größten Flächenreserven und damit über den dynamischsten Wohnbau verfügen, bei Neuankömmlingen nur niedrig im Kurs stehen. In Floridsdorf, Donaustadt und Liesing beträgt die Zuwandererrate pro 1000 Einwohner zwischen 7 und 8.

Abwanderung wird schwächer

Und eine weitere Entwicklung in Wien ist im Detail auffällig. Nach wie vor verlassen mehr Österreicher (netto) die Stadt in Richtung Ausland als im Bundesschnitt. So stellt Wien mit 1499 Auswanderern bei 21 Prozent der Gesamtbevölkerung 27 Prozent der emigrierenden Einheimischen. Aber: Diese Kurve wird zusehends flacher. Noch 2008 war der Wegzug ins Ausland in der Hauptstadt doppelt so hoch. Seither gehen Unzufriedenheit oder Mobilität kontinuierlich zurück. (awe)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.06.2015)

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