Staatsoper: Monterones nachhaltiger Fluch

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Giovanni Meoni sprang als Hofnarr in Verdis „Rigoletto“ ein. Stimmlich überzeugte vor allem Ekaterina Siurina als Tochter Gilda.

Über Rigoletto, man weiß es, liegt Monterones Fluch. Dieser Fluch ist allerdings nachhaltiger, als das Libretto erahnen lässt – zumindest, was die aktuelle Produktion an der Wiener Staatsoper betrifft. Bei der Premiere im Dezember verendete Simon Keenlysides charaktervoller Bariton krankheitsbedingt auf offener Bühne, für die jetzige zweite Serie musste auch Dmitri Hvorostovsky absagen. Als Ersatz für den Einspringer torkelte nun also Giovanni Meoni als buckliger Hofnarr ins Intrigenspiel – und er macht seine Sache ganz ordentlich, nicht mehr, nicht weniger. Sein durchsetzungsfähiger, wohlklingender Bariton ließ über weite Strecken keine Mühen erkennen. Dass er die Möglichkeiten ausschöpft, die in der Rolle stecken, in stimmlicher Differenzierung wie darstellerischer Ausdruckskraft, kann man aber nicht sagen. Die Gestik blieb zu schablonenhaft, vokal nimmt man ihm den polternden Zornbinkel mehr ab als den liebenden Vater.

Die Szenen mit Tochter Gilda wurden auch klar von Ekaterina Siurina dominiert, die für die gesanglich beste Leistung sorgte. Substanzreich bis ins gerade noch hörbare Pianissimo, selbst die Spitzentöne herrlich abgerundet, verströmte sie ihren warmen Sopran, dass es eine Freude war. In allen Lagen homogen – dieses Ideal erreichte Saimir Pirgu nicht ganz, mitunter legte er – bei aller rollengeschuldeten Testosteronattitüde – zu viel Druck in die Stimme. Man darf aber gespannt sein, wenn der junge Tenor seinen Herzog noch ein wenig reifen lässt.
Drei Protagonisten mit kräftiger Stimme – dazu mit Evelino Pido ein Dirigent, der die Dynamik betreffend sehr sängerfreundlich und behutsam agierte, besonders die Dialogszenen sehr pointiert gestaltete. Die Tempi nahm er eher flott, was im ersten Akt zu einer hörbaren Unstimmigkeit mit Siurina führte.

Ain Anger war als Sparafucile vokal wie darstellerisch nur begrenzt furchteinflößend. Dafür zeigte Ensemblemitglied Marcus Pelz, der den Grafen Ceprano bis in die kleinste Geste überlegt und psychologisch raffiniert gestaltete, wie viel man aus einer Nebenrolle herausholen kann. Begrenzter Applaus. (hd)

In dieser Besetzung noch am 20./23. Juni.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.06.2015)

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