Taliban greifen Afghanistans Parlament an

Ein Fahrzeug brennt in unmittelbarer Umgebung des Parlaments in Kabul.
Ein Fahrzeug brennt in unmittelbarer Umgebung des Parlaments in Kabul.(c) REUTERS
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Es gab Schüsse und Explosionen. Abgeordnete brachten sich in Sicherheit. Mittlerweile wurden nach Angaben des Ministeriums alle Angreifer getötet.

Radikalislamistische Taliban haben das afghanische Parlament angegriffen und die Abgeordneten zur Flucht gezwungen. Ein Selbstmordattentäter habe sich vor dem Gebäude in die Luft gesprengt, teilte die Polizei in der Hauptstadt Kabul am Montag mit. 19 Menschen wurden nach Behördenangaben verletzt.

Der Polizei zufolge verschanzten sich weitere Angreifer in einem Gebäude in der Nähe und lieferten sich Kämpfe mit den Sicherheitskräften. Etwas später hieß es dann, alle sieben Angreifer seien getötet worden. Ein Attentäter habe sich mit einem Auto in die Luft gesprengt, die übrigen Taliban-Kämpfer seien von den Sicherheitskräften erschossen worden, sagte ein Sprecher des Innenministeriums der Nachrichtenagentur AFP am Montag.

Nach der Explosion der Autobombe vor dem Parlament hätten sich die anderen Angreifer in einem gegenüberliegenden Gebäude verschanzt, sagte Polizeisprecher Ebadullah Karimi. Alle Parlamentarier seien in Sicherheit gebracht worden.

"Von den Mujaheddin umstellt"

Die Taliban übernahmen die Verantwortung. "Das Parlamentsgebäude ist unter schwerem Angriff der Mujaheddin und ist umstellt worden", teilte Taliban-Sprecher Zabiullah Mujahid über Twitter mit. Er erklärte auch, dass "mehrere Mujaheddin in das Parlamentsgebäude eingedrungen sind".

Nach Angaben des Abgeordneten Mohammed Reza Khoshak ereignete sich der Angriff während einer Parlamentssitzung. Demnach warteten die Abgeordneten gerade auf den designierten Verteidigungsminister Mohammed Massoum Stanekzai, als erst eine heftige und danach mehrere kleinere Explosionen zu hören waren. Er und seine Kollegen seien dann aus dem Gebäude geflüchtet, sagte Khoshak. Stanekzai sollte am Montag im Parlament vorgestellt werden.

REUTERS

Seit dem Abzug der meisten ausländischen Kampfeinheiten im vergangenen Jahr nimmt die Gewalt am Hindukusch zu. Die extremistischen Taliban, die vor gut 13 Jahren gestürzt wurden, haben in mehreren Provinzen Großoffensiven gestartet. Es gibt Zweifel, ob die afghanische Armee den Islamisten gewachsen ist. So gelang es den Taliban am Montag, in der Provinz Kunduz im Norden einen weiteren Bezirk einzunehmen.

Trotz Bemühungen von Präsident Ashraf Ghani, die Aufständischen an den Verhandlungstisch zu bekommen, setzen diese ihre Angriffe auf Armee, Polizei und Behörden sowie deren ausländische Unterstützer fort. Fast tausend Zivilisten wurden in den ersten vier Monaten des Jahres bei Anschlägen in Afghanistan getötet.

(APA/AFP)

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