Tennis: Die nächste Etappe der Rekordjagd

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Serena Williams schickt sich in Wimbledon an, ihren 21. Grand-Slam-Titel zu gewinnen. Neben der US-Amerikanerin schlagen heute auch Dominic Thiem und Andreas Haider-Maurer auf.

London. Sieg in Melbourne, Sieg in Paris: Serena Williams ist in der laufenden Saison in 14 Grand-Slam-Matches noch ungeschlagen. Ihre einzige Niederlage sportlicher Natur kassierte sie im Madrid-Halbfinale gegen Petra Kvitová, zweimal musste sie vor einem Spiel passen. Williams' Körper scheint heuer ihr größte Widersacher zu sein, auch bei den French Open hat ihr eine hartnäckige Erkältung zugesetzt und sie beinahe den Titel gekostet. Doch die US-Amerikanerin trotzte in Paris allen erschwerenden Begleiterscheinungen, triumphierte zum 20. Mal bei einem Grand-Slam-Turnier. Auf Margaret Courts Rekord fehlen nur noch vier Erfolge, die Marke von Steffi Graf (22) wäre sogar noch heuer erreichbar – vorausgesetzt, sie gewinnt auch in London und bei den US Open in New York.

Ein Grand Slam – der Gewinn aller vier Major-Turniere in einem Jahr – war zuletzt Graf 1988 geglückt. Williams möchte sich damit (noch) nicht beschäftigen, ihr Fokus gilt zunächst Wimbledon. „Ich verspüre keinerlei Druck, alle vier Grand-Slam-Turniere gewinnen zu müssen. Womöglich wäre es anders, wenn ich hier in Wimbledon gewinnen würde“, sagte die 33-Jährige im Rahmen eines Pressegesprächs in London.

Angesichts ihrer aktuellen Form hat die Konkurrenz wenig Anlass zur Hoffnung, doch speziell auf dem Rasen von Wimbledon sind Sensationen keineswegs ausgeschlossen. „Es reichen 30 schwache Minuten, und du kannst ein Match verlieren“, warnte Andy Murray, Großbritanniens großer Hoffnungsträger in der Herrenkonkurrenz. Williams weiß um diese Gefahr, in den vergangenen beiden Jahren war sie im All England Lawn Tennis and Croquet Club frühzeitig gescheitert. 2013 erlebte die Deutsche Sabine Lisicki im Achtelfinale eine Sternstunde, im Vorjahr gab es in Runde drei gegen die Französin Alize Cornet ein böses Erwachen. Williams streicht den positiven Aspekt der Vergangenheit hervor: „Die Tatsache, dass ich in den vergangenen beiden Jahren früh verloren habe, motiviert mich, ich habe dadurch auch etwas weniger Druck, nichts zu verlieren.“

Es ist die Jagd nach Rekorden, die Serena Williams tagtäglich, auch im fortgeschrittenen Tennisalter weiter antreibt. Spielt ihr Körper noch zumindest zwei, drei Jahre mit, scheinen ihr weitere Einträge in die Geschichtsbücher gewiss. Graf adelte die jüngeren der beiden Williams-Schwestern, die in Wimbledon bereits im Achtelfinale aufeinandertreffen könnten. „Sie ist eine Ausnahmeathletin und hat auf jeden Fall das Potenzial, deutlich mehr zu gewinnen als ich“, meinte die Deutsche. Graf, 46, bezeichnet die Schläge von Williams als „Waffen“, sie seien „einzigartig in der Tennisgeschichte“. Lucie Šafářová, die unterlegene Paris-Finalistin, sieht die Weltranglistenerste in den kommenden zwei Wochen als klare Favoritin auf den Titel. „Wenn sie in Topform und körperlich gut in Form ist, spielt sie das beste Tennis von allen“, betonte die Tschechin.

Auftakt für ÖTV-Asse

Neben Williams – sie trifft auf die Russin Margarita Gasparjan (ab 14 Uhr live in Sky) – greifen heute auch beide österreichischen Herren in das Turniergeschehen ein. Die heimische Nummer eins, Dominic Thiem, misst sich mit dem Israeli Dudi Sela und hofft auf seinen ersten Sieg auf dem heiligen Rasen von Wimbledon. Sela, 30, erreichte an der Church Road 2009 überraschend das Achtelfinale, das bislang einzige direkte Duell mit Thiem hatte der Niederösterreicher vor knapp drei Monaten beim Hartplatz-Challenger in Texas in drei Sätzen für sich entschieden. Am Samstag hat sich Thiem mit niemand Geringerem als Novak Djoković für das Duell mit Sela eingeschlagen.

Mit Andreas Haider-Maurer greift auch der zweite ÖTV-Vertreter in der Einzelkonkurrenz zum Schläger, der 28-Jährige trifft auf Ričardas Berankis aus Litauen. Gewinnt Haider-Maurer, könnte in Runde zwei US-Open-Champion Marin Čilić warten. „Die erste Runde wird schwer, weiter schaue ich daher nicht“, sagte der Weltranglisten-55. „Wenn ich es aber schaffe, wäre es schön, wieder gegen Čilić zu spielen.“ Bereits im Vorjahr waren Haider-Maurer und Čilić in der zweiten Runde aufeinandergetroffen, damals hatte sich der Kroate in vier Sätzen behauptet.

Tamira Paszek, die sich erfolgreich durch die Qualifikation gespielt hat und die einzige ÖTV-Dame unter 128 Teilnehmerinnen ist, trifft erst am Dienstag auf die Australierin Casey Dellacqua. Im direkten Vergleich steht es 1:1, das letzte Match liegt jedoch bereits vier Jahre zurück.

AUF EINEN BLICK

Heute startet das dritte Grand-Slam-Turnier des Jahres in Wimbledon (live auf Sky). In der Damenkonkurrenz gilt die fünffache Titelträgerin Serena Williams als erste Anwärterin auf den Thron, die 33-Jährige hat heuer bereits die Major-Events in Melbourne und Paris gewonnen. Ihre letzte Niederlage bei einem Grand Slam musste sie vor einem Jahr in Wimbledon (dritte Runde gegen die Französin Cornet) hinnehmen. Williams fehlen noch vier Siege, um auf Grand-Slam-Ebene mit Rekordhalterin Margaret Court (24 Titel) gleichzuziehen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.06.2015)

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