Brasilien erlebt bitteres Déjà-vu

Copa América. Wie schon vor vier Jahren musste sich die Seleção im Viertelfinale gegen Paraguay nach glanzloser Vorstellung im Elfmeterschießen geschlagen geben.

Concepción. Brasiliens Mission der Wiedergutmachung für die verpatzte Heim-WM nahm ein jähes Ende. Im Viertelfinale der Copa América verlor die Seleção überraschend gegen Paraguay im Elfmeterschießen mit 3:4. Nach regulärer Spielzeit war es 1:1 gestanden. Der Außenseiter ließ damit wie schon vor vier Jahren Brasiliens Traum vom ersten großen Titel seit dem Gewinn der Südamerika-Meisterschaft 2007 platzen.

Vor 29.276 Zuschauern in Concepción versprühte der Rekordweltmeister wenig Glanz. Roberto Firmino, für den Liverpool 41 Millionen Euro an Hoffenheim überwies, vermochte den gesperrten Superstar Neymar zu keinem Zeitpunkt adäquat zu ersetzen und lieferte wie seine Mitspieler eine schwache Leistung ab. Dennoch ließ ein frühes Tor von Robinho (15.) Brasilien lange vom Aufstieg träumen. Ein dummes Handspiel von Innenverteidiger Thiago Silva, der bei einem Kopfballduell mit ausgestrecktem Arm den Ball spielte, eröffnete Paraguay die große Chance – Derlis González verwandelte den Strafstoß souverän (72.).

Da in der Copa América nur im Finale eine Verlängerung ausgetragen wird, fiel die Entscheidung im Elfmeterschießen. Der von Bayern München umworbene Douglas Costa und Éverton Ribeiro scheiterten und besiegelten das vorzeitige Ausscheiden.

Brasilien verpasste damit auch erstmals seit Einführung des Confederation Cup die Qualifikation für die Auflage in Russland 2017. „Jeder, der zwei gute Partien abliefert, ist doch gleich schon ein Star“, schimpfte Teamchef Carlos Dunga und forderte: „Wir müssen die Demut haben, die Ärmel hochzukrempeln.“ Dass fast die Hälfte der Mannschaft unter der Woche an einem Magen-Darm-Virus gelitten hatte, wollte er als Ausrede nicht gelten lassen. „Wir werden die Lehren aus dieser Copa ziehen“, kündigte der 51-Jährige an. Viel Zeit bleibt nicht, schon im Oktober beginnt die WM-Qualifikation.

Paraguay träumt unterdessen vom großen Coup. „Niemand hat an uns geglaubt, aber wir sind mehr denn je eine Einheit und noch lange nicht fertig“, kündigte González an. Für den Basel-Stürmer gab es auch tragische Nachrichten: Ein Onkel erlag beim Feiern des Triumphes einem Herzinfarkt. (swi)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.06.2015)

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