Wien: Drogen-Clan "La Familia" vor Gericht

Prozessstart am Montag
Prozessstart am MontagAPA/ROLAND SCHLAGER
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Ein 43-Jähriger soll mit Familienangehörigen und Freunden in großem Stil mit Kokain und Cannabis gehandelt haben.

Am Montag muss sich ein zehnköpfiger Drogen-Clan im Wiener Straflandesgericht verantworten, der unter der Bezeichnung "La Familia" für Schlagzeilen gesorgt hatte. Chef der Bande war ein 43-jähriger Lackierer, der 2013 mit dem Suchtgifthandel begann, in den er im Lauf der Zeit seine gesamte Familie einbezogen haben soll. Die Gruppierung soll in großem Stil Cannabis und Kokain verkauft haben.

Neben dem "Clanvater", wie Staatsanwältin Tatiana Spitzer-Edl den 43-Jährigen in ihrer Anklageschrift bezeichnet, müssen sich seine Ehefrau, seine beiden Söhne, seine Tochter, deren Ex-Freund sowie ihr aktueller Lebensgefährte vor einem Schöffensenat verantworten. Außerdem werden ein langjähriger enger Freund des 43-Jährigen, ein Freund und Mitbewohner eines der beiden Söhne sowie ein Bekannter der gesamten Familie auf der Anklagebank Platz nehmen. Sie sollen als Suchtgift-Lieferanten fungiert und bei Bedarf rasch für Nachschub der benötigten Drogen gesorgt haben.

"Organisationsgrad einer kriminellen Vereinigung"

Wie die Staatsanwältin in ihrer Anklage ausführt, begann der 43-Jährige zunächst, an Spieler seiner wöchentlichen Poker-Runde in kleinen Mengen Suchtgift zu verkaufen. Bis zum Frühjahr 2014 beschränkte er sich dabei auf Cannabis, ehe er sich im Hinblick auf seine Schulden und seinen aufwendigen Lebensstil entschloss, groß in den Suchtgifthandel einzusteigen und sein Sortiment um das lukrativere Kokain zu erweitern. Die zu diesem Zweck geschaffene Bande habe "jedenfalls den Organisationsgrad einer kriminellen Vereinigung erreicht", heißt es in der Anklage.

Der Familienvater soll seine jeweils beschäftigungslosen Söhne - die Zwillinge sind 19 Jahre alt - und seine 22-jährige Tochter als Dealer eingesetzt haben, nachdem er sie angeblich drogenabhängig gemacht hatte. Er finanzierte auch eine Marihuana-Plantage, die einer der Söhne an seiner Adresse in Wien-Floridsdorf betrieb. Als "La Familia" Ende Februar zerschlagen wurde, wurden dort 281 Pflanzen sichergestellt.

Gattin als "Finanzministerin"

Der aktuelle sowie der vormalige Freund der Tochter des 43-Jährigen sollen hauptsächlich für den Kokain-Verkauf zuständig gewesen sein. Die 46-jährige Ehefrau des Hauptangeklagten soll ihrem Mann beim Strecken, Portionieren und Abwiegen des Kokains geholfen haben. Der Anklage zufolge transportierte sie außerdem die Drogen regelmäßig von der Wohn- zur Firmenadresse ihres Mannes, gab diese an Abnehmer weiter und fungierte vor allem als "Finanzministerin". Sie verwaltete die Einnahmen aus den einträglichen Geschäften, wobei in geringen Mengen auch mit Ecstasy und Speed gedealt wurde.

(APA)

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