Auf des Messers Schneide

GREECE ECONOMY CRISIS
GREECE ECONOMY CRISIS(c) APA/EPA/ORESTIS PANAGIOTOU
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Die griechische Regierung wirbt massiv für ein Nein, Kirche und Gewerkschaften treten nun offen für ein Ja ein.

Die linksradikale Syriza von Regierungschef Alexis Tsipras wirbt in den letzten Tagen vor dem Referendum mit massivem Aufwand für eine Ablehnung der Spar- und Reformvorschläge der Kreditgeber. Doch die Befürworter holen auf. Sie haben laut einer jüngsten Umfrage allerdings nur einen hauchdünnen Vorsprung von einem Prozent. Laut der Alco-Umfrage sind 41,5 Prozent für ein Ja und 40,2 Prozent für ein Nein.

In der Zwischenzeit gerät der kleine Koalitionspartner des regierenden Radikalen Linksbündnisses Syriza, die rechtspopulistischen Unabhängigen Griechen (Anel), in Schwierigkeiten. Nicht weniger als vier ihrer 13 Abgeordneten haben sich von der Parteilinie distanziert. Entweder sie sprechen sich für ein Ja zum Maßnahmenpaket der Gläubiger aus, oder sie treten für eine Absage des Referendums ein.

Immer mehr Sozialträger und Berufsverbände, in denen Syriza relativ schwach vertreten ist, sprechen sich für ein Ja bei der Abstimmung aus: Anwaltsvereinigungen, Kammern, Tourismusbetriebe, aber auch der griechische Gewerkschaftsbund sind für eine positive Antwort am Sonntag. Gewichtig ist auch die Stimme der Bürgermeister von Athen und von Thessaloniki, die ebenfalls dafür eintreten, mit Ja abzustimmen.

Auch die in Griechenland einflussreiche Kirche spricht sich mit Erzbischof Ieronymos für ein Ja aus. Als der für seine nationalistischen Ansichten bekannte Bischof von Thessaloniki, Anthimos, in seiner Predigt für eine Zustimmung warb, kam es zu einem Tumult in der Kirche. Einige der Gläubigen schrien laut auf und forderten ein Nein.

Die ehemaligen Ministerpräsidenten Konstantinos Mitsotakis, Kostas Simitis, Kostas Karamanlis und Giorgos Papandreou sprachen sich ebenfalls für ein Ja aus. Kostas Karamanlis trat dabei erstmals seit seiner Abwahl 2009 vor die Fernsehkameras und sprach vor allem von den Risken für die nationale Sicherheit im Fall eines EU-Austritts. Am Freitagabend hielten die Vertreter von Ja und Nein zur gleichen Zeit im Zentrum Athens ihre Abschlusskundgebungen ab.

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("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.07.2015)

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