Goldpreis fällt auf ein Fünfjahrestief

Inside A Chow Tai Fook Jewellery Group Ltd. Store Ahead Of Lunar New Year
Inside A Chow Tai Fook Jewellery Group Ltd. Store Ahead Of Lunar New Year(c) Bloomberg (Billy H.C. Kwok)
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Der Preis für eine Feinunze Gold ist am Montag auf Dollarbasis auf den tiefsten Stand seit fünf Jahren gefallen. Etwas freundlicher sieht die Lage auf Eurobasis aus.

Wien. Selten haben sich Analysten so geirrt wie bei Gold. Am 23.Juni 2010 lud die Erste Bank zu einer Pressekonferenz ein, um den „Spezialreport Gold“ zu präsentieren. Damals wurden glänzende Aussichten für das Edelmetall vorausgesagt. „Es wird noch viele weitere Allzeithochs geben“, meinte der damalige Erste-Bank-Analyst Ronald-Peter Stöferle. Seiner Einschätzung zufolge sollte der Goldpreis im Jahr 2013 bei 2300 US-Dollar liegen. Ein Jahr später veröffentlichte die Erste Bank wieder einen Goldreport. Unbeirrt hielt das Institut an der langfristigen Prognose von 2300 Dollar fest. Doch die Realität sieht bislang anders aus.

Am gestrigen Montag ist der Preis für eine Feinunze auf den tiefsten Stand seit fünf Jahren gefallen. Zeitweise kostete Gold nur noch 1088 US-Dollar, im Lauf des Tages gab es eine Erholung auf 1115 US-Dollar. In internationalen Agenturberichten ist bereits von einem Goldcrash die Rede. Auch mit Silber, Platin und Palladium ging es am Montag abwärts.

Auf den Finanzmärkten wurde vermutet, dass ein Fonds im größeren Stil Gold verkauft hat. Für die Talfahrt gibt es viele weitere Gründe. Gold gilt normalerweise als Krisenwährung schlechthin. Doch in den vergangenen Tagen wurden einige internationale Brandherde vorübergehend entschärft. So ist der Austritt Griechenlands aus der Eurozone vorerst vom Tisch. Auch der Streit über das iranische Atomprogramm konnte gelöst werden.

Starker Dollar schwächt Gold

Dieser Tage wurde zudem bekannt, dass die chinesische Zentralbank in den vergangenen sechs Jahren ihre Goldreserven um 57 Prozent auf 1658 Tonnen aufgestockt hat. Das ist allerdings viel weniger, als Investoren erwartet haben. Manche Analysten meinen, dass die Angaben nicht stimmen und die Chinesen hier bewusst untertreiben.

Die derzeitige Goldschwäche hängt auch mit dem stärkeren US-Dollar zusammen. Denn das Edelmetall wird in US-Dollar gehandelt. Mit dem Aufschwung des Dollars verteuert sich Gold für Anleger außerhalb des Dollarraums, was sich negativ auf die Nachfrage auswirkt. Der Dollar profitiert vor allem von der bevorstehenden Zinserhöhung durch die US-Notenbank Fed. In der Vorwoche erklärte Fed-Chefin Janet Yellen, dass es noch in diesem Jahr eine Zinserhöhung geben werde. Ob diese schon im September oder erst im Dezember erfolgen werde, ist unklar.

(C) DiePresse

Steigen in den USA die Zinsen, wird Gold für Investoren weniger attraktiv, weil das Edelmetall im Gegensatz zu anderen Anlagen keine laufenden Erträge abwirft.

Bei der Entwicklung des Goldpreises ist allerdings ein wichtiger Faktor zu beachten: Das derzeitige Fünfjahrestief bezieht sich auf US-Dollarbasis. Auf Eurobasis sieht die Situation freundlicher aus. Hier ist der Preis in den vergangenen fünf Jahren um mehr als elf Prozent gestiegen. Wie geht es nun weiter? Darüber gehen die Meinungen weit auseinander.

Am Montag erklärten mehrere Analysten, dass es kurzfristig keinen Grund gibt, Gold zu kaufen. Andere sind nicht ganz so skeptisch. Denn auf den internationalen Finanzmärkten schlummern nach wie vor zahlreiche Risken.

In China beispielsweise ist es den kommunistischen Machthabern nur mit radikalen Eingriffen gelungen, die dortige Börsentalfahrt zu stoppen. Doch möglicherweise wurden dadurch die Probleme nur kurzfristig zugeschüttet. Auch in Griechenland könnte sich der gegenwärtige Friede als trügerisch erweisen.

Denn niemand weiß, wie lang das dritte Hilfspaket ausreichen wird. Es könnte nur eine Frage der Zeit sein, bis der nächste Konflikt zwischen der Athener Regierung und den internationalen Geldgebern ausbrechen wird.

Gold-Analyst Ronald-Peter Stöferle, jetzt Fondsmanager bei der Investmentgesellschaft Incrementum in Liechtenstein, geht weiterhin davon aus, dass der Goldpreis langfristig auf 2300 US-Dollar steigen wird. Dieses Kursziel dürfte innerhalb von drei Jahren erreicht werden. Er, so Stöferle, sei der festen Überzeugung, „dass sich Gold auf einem säkularen Bullenmarkt befindet, der vor seinem Comeback steht“. Die Erste Bank setzt weiterhin auf die Expertise von Stöferle, übernimmt aber jetzt nur mehr seine kurzfristige Prognose. Der Ausblick für Gold sei „moderat positiv“, heißt es im jüngsten Gold-Report der Erste Bank.

Für die nächsten zwölf Monaten wird ein Kursziel von 1200 bis 1250US-Dollar vorausgesagt. Im Gegensatz zu früher will sich die Erste Bank nicht mehr auf eine langfristige Prognose festlegen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.07.2015)

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