Rücktritt: Toshiba-Konzernspitze wusste von frisierten Bilanzen

JAPAN TOSHIBA ACCOUNTING SCANDAL
JAPAN TOSHIBA ACCOUNTING SCANDALAPA/EPA/FRANCK ROBICHON
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Der Toshiba-Chef sowie weitere hochrangige Manager mussten zurücktreten. Die Firmenleitung hatte mit geschönten Zahlen die Angestellten unter Druck gesetzt.

Das Management des japanischen Elektronikkonzerns wusste laut einem Gutachten von geschönten Zahlen in der Firmenbilanz. Ein spektakulärer Bilanzskandal beim japanischen Mischkonzern Toshiba zieht personelle Konsequenzen nach sich. Neben Toshiba-Chef Hisao Tanaka müssen auch sein Vize Norio Sasaki sowie der frühere Präsident Atsutoshi Nishida ihre Ämter niederlegen, wie der Konzern am Dienstag mitteilte. Der Skandal ist der größte in Japan seit 2011. Damals hatte der Kamera-Hersteller Olympus seine Bilanzen aufgebläht.

Eine interne Untersuchung hatte ergeben, dass Toshiba in den vergangenen sechs Jahren seinen Gewinn vor Steuern um mindestens 152 Mrd. Yen (1,1 Mrd. Euro) zu hoch ausgewiesen hatte. Mit unrealistischen Vorgaben habe das Management seine Angestellten systematisch unter Druck gesetzt, hieß es.

An der Börse legten die Toshiba-Aktien am Dienstag um 6 Prozent zu. Die schlechten Nachrichten seien nun raus, erklärte Takatoshi Itoshima, Portfoliomanager bei Commons Asset Management. Allerdings liegt der Kurs der Aktie noch rund 23 Prozent unter dem Wert vor Bekanntwerden des Skandals.

Führungskultur als Grund für Skandal

Der Technologiekonzern habe vorsätzlich gehandelt, schrieben unabhängige Gutachter in einem am Montagabend veröffentlichten Bericht. Es sei daher schwierig für Wirtschaftsprüfer gewesen, die überhöhten Zahlen zu entdecken. Insgesamt gehe es um gut 152 Mrd. Yen, um die der operative Gewinn seit 2008 zu hoch ausgewiesen worden sei. Toshiba hatte zunächst nur von 50 Mrd. Yen gesprochen. Toshiba-Chef Tanaka und sein Vorgänger, Vize-Verwaltungsratschef Norio Sasaki wussten dem Bericht zufolge davon.

Die Gutachter sehen in einer Führungskultur, die keinen Widerspruch duldet, den Grund für den Bilanzskandal. Um die Gewinnziele zu erreichen, die das Spitzenmanagement vorgegeben habe, hätten die Toshiba-Mitarbeiter die Bilanzen frisiert. Der Skandal wirft ein Schlaglicht auf die von der Regierung unterstützten Bemühungen, das Management japanischer Unternehmen zu verbessern.

Strafzahlungen drohen

Die Affäre hatte im April ihren Lauf genommen, als Toshiba erklärte, Kosten für einige Projekte könnten zu niedrig angesetzt gewesen sein. Dem Unternehmen drohen möglicherweise hohe Strafzahlungen wegen der falsch ausgewiesenen Zahlen.

Bis ein Nachfolger für Tanaka gefunden wird, wird Chairman Masashi Muromachi das 140 Jahre alte Unternehmen führen. Toshiba stellt diverse elektronische Produkte wie Computerchips oder Laptops her, baut aber zugleich auch Atomkraftwerke.

(APA/dpa/Reuters)

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