AUA-Aktionäre bekommen Geld bis Mitte August

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THEMENBILD: AUA/LUFTHANSA(c) APA (Robert Jaeger)
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Das Geld wird erst ausbezahlt, wenn klar ist, dass der Verkauf der AUA an die Lufthansa von Kartellbehörden und EU abgesegnet wird. Auch darf die AUA nicht in Pleite gehen, das das Angebot sonst hinfällig ist.

Bis die AUA-Anleger, die bis zum gestrigen Montagabend ihre Aktien der deutschen Lufthansa angedient haben, zu ihrem Geld kommen, wird es noch dauern. Spätestens aber Mitte August sollten sie ihre 4,49 Euro je Aktie auf dem Konto heben. Voraussetzung: Der ganze Deal scheitert nicht noch an Einsprüchen der EU-Wettbewerbshüter.

Als letzten Stichtag, bis alles erledigt sein muss, hat die Lufthansa im Angebot für die Austrian Airlines (AUA) den 31. Juli 2009 festgeschrieben. Der letzte Julitag ist auch ein entscheidender Stichtag für die AUA-Finanzen: Denn bis 31. Juli läuft auch der Notkredit der staatlichen ÖIAG über 200 Mio. Euro, den die AUA im Dezember eingeräumt bekommen hat.

Kartellbehörden müssen zustimmen

Neben der Bedingung, dass ein den Verkauf begleitender staatlicher österreichischer 500-Millionen-Zuschuss bis Ende Juli von der EU-Kommission genehmigt sein muss, hat die Lufthansa auch eine unversehrte AUA im Visier. Die AUA darf also vor 31. Juli nicht Pleite gehen. Unabdingbar für die Lufthansa ist zudem, dass die Kartellbehörden der EU, der USA, Kanadas, der Türkei, Israels, Albaniens, Bosniens, Serbiens und der Ukraine bis zum 31. Juli zustimmen bzw. das Geschäft nicht untersagen. Die EU-Kommission muss jetzt bis zum 17. Juni entscheiden, ob es aus wettbewerbsrechtlichen Gründen Bedenken gegen die Übernahme gibt.

Früheres Grünes Licht aus Brüssel hieße auch schnelleres "Cash" für die bisherigen AUA-Aktionäre. Denn erst wenn alle Bedingungen erfüllt sind, können die Aktien übertragen werden ("Closing") und dann fließt der Kaufpreis. Vor dem Closing hat die Lufthansa keine Verfügungsgewalt über die jetzt angebotenen Aktien.

Nachfrist

Die Lufthansa hat nach Angaben von heute früh bis zum gestrigen Angebotsschluss mehr als 85 Prozent der AUA-Aktien eingesammelt. Wie viel es nach letzter Auszählung sind, wollte die Airline erst am Donnerstag bekanntgeben.

Nun wird nach APA-Informationen aber geprüft, ob die heutige Mitteilung über die "voraussichtliche" Annahmequote nicht schon die Bekanntgabe war, die den Fristenlauf für die Nachfristen ausgelöst hat, oder ob das erst nach dem amtlichen Endergebnis ist. Erst dann können bisher Zögerliche ihre Papiere den Deutschen wieder andienen.

4,49 Euro je Aktie

Alle AUA-Anleger, die das Kaufangebot bis zum 11. Mai angenommen haben, erhalten den Angebotspreis von 4,49 je Aktie "spätestens zehn Börsentage nach Eintritt der aufschiebenden Bedingungen" ausbezahlt, wie die Lufthansa heute mitteilte - also nach allen (positiven) EU-Entscheidungen. Für alle anderen AUA-Aktionäre verlängert sich die Annahmefrist mit dem Tag der offiziellen Pflichtveröffentlichung der Annahmequote des Angebotes im Amtsblatt in der Wiener Zeitung - voraussichtlich der 14. Mai - um drei Monate, wie die "Kranich"-Airline heute mitteilte.

Für den Fall, dass alle wettbewerbsrechtlichen Abklärungen tatsächlich bis Ende Juli dauern, könnten die Auszahlungen der Aktien aus dem ursprünglichen Angebot mit denen der "Nachzügler" Mitte August zeitlich eng zusammenrücken, hieß es am Nachmittag zur APA.

Mehrzahlungsverbot

Während der 3-Monats-Nachfrist und 9 weitere Monate danach darf die Lufthansa keinem Anleger mehr zahlen als zum ursprünglichen Angebot - es sei denn sie zahlte allen anderen den Differenzbetrag nach. Solche Überlegungen werden angesichts der tristen AUA-Lage aber ohnedies als unrealistisch abgetan. Von einem "Mehrzahlungsverbot" ausgeschlossen wären theoretisch noch verbliebene Streuaktien, die in einem folgenden Squeeze-out hinausgedrängt werden. Das ist dann üblicherweise die Stunde der Spekulanten.

4,49 Euro je Aktie bekommen nur AUA-Kleinanleger und institutionelle Investoren. Die Staatsholding ÖIAG als bisheriger Hauptaktionär (41,6 Prozent) muss ihr AUA-Paket für einen symbolischen Cent je Aktie - in Summe 366.000 Euro - an die Deutschen verschenken. Mitsamt der halben Milliarde Staatszuschuss ergibt das einen klar negativen Kaufpreis für das Staatspaket. Sollte sich die Lage der AUA aber später verbessern, erhielte die ÖIAG via Besserungsschein bis zu 160 Mio. Euro Nachschlag. In diesem Fall würde die Lufthansa dann insgesamt rund 380 Mio. Euro für den Deal locker machen.

(APA)

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