Lauda: Ferraris Haltung "völlig bescheuert"

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Symbolfoto(c) AP (Andy Wong)
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Der dreifache Formel-1-Weltmeister hält die geplante Budgetobergrenze für das "Vernünftigste, was ich je in meinem Leben gehört habe". Dass Ferrari gegen die 45-Millionen-Euro-Grenze ist, versteht Lauda nicht.

Im Streit um die Budgetobergrenze in der Formel 1 hat sich der ehemalige Weltmeister Niki Lauda auf die Seite von FIA-Präsident Max Mosley gestellt. Der dreifache Champion kritisierte im Interview mit dem Magazin "Sport-Bild" vor allem Ferrari und die Teamvereinigung Fota. "Die Budgetgrenze von 45 Millionen Euro ist das Vernünftigste, was ich je in meinem Leben gehört habe. Alle Teams haben darum gebeten. Und jetzt ist Ferrari plötzlich dagegen. Das ist völlig bescheuert", sagte der Österreicher.

Mosleys Vorgehen "ein Segen"

Es sei ein Segen, dass Mosley und der Automobil-Weltverband FIA "brutal vorgehen und gnadenlos alles umsetzen". Die Sparmaßnahmen seien deshalb so vernünftig, "weil sich die 45 Millionen ja nur aufs Auto, also die reine Technik beziehen. Fahrergehälter und alle Marketingaktionen sind dagegen noch frei." Das heiße: "Die Teams haben am Ende immer noch ein Budget von 80 bis 100 Millionen."

"Nur Egozentriker in den Teams"

Die Formel 1 betreibe "Selbstzerstörung", meinte Lauda weiter. "Das Problem ist, dass in den Teams nur Egozentriker sitzen, die sich nicht einig werden. Das ist der Wahnsinn!" Nach seiner Ansicht ist die Teamvereinigung Fota kein ernstzunehmender Gegner für FIA-Chef Mosley. Die Organisation existiere wegen der Uneinigkeit über die Regeln und den Diffusor-Streit "eigentlich nur noch auf dem Papier". Lauda: "In der Fota streiten sie mehr, als konstruktiv über die Zukunft nachzudenken. Damit tun die Herrschaften alles, damit die FIA jetzt alleine entscheidet, wie es mit der Formel 1 weitergeht."

Die Formel 1 sieht der 60-Jährige aber nicht in Gefahr. "Mosley geht den richtigen Weg, weil am Schluss ein guter Kompromiss herauskommen wird. Die Hersteller, einschließlich Ferrari, werden auf Mosleys Zug aufspringen müssen und sich einverstanden erklären", glaubt Lauda. Profiteure seien die Nicht-Werksteams wie Brawn GP, Red Bull und Williams: "Weil sie es gewohnt sind, aus weniger mehr zu machen."

FIA bleibt gelassen

Die FIA lässt sich von der Ausstiegsdrohung von Ferrari übrigens nicht aus der Ruhe bringen. "Im Prinzip gibt es jetzt das schriftlich, was sie uns vorher schon mündlich mitgeteilt haben", wurde ein Sprecher in der Online-Ausgabe des Fachmagazins auto motor und sport zitiert. Es gebe in der Diskussion um die freiwillige Budgetobergrenze einen Verhandlungsspielraum, doch dieser sei nicht grenzenlos. FIA-Präsident Max Mosley werde sich nicht davon abbringen lassen, die Kostenexplosion in der Formel 1 mittels eines Budgetlimits zu stoppen.

Noch in dieser Woche soll es zu einem Gespräch zwischen Ferrari-Chef Luca di Montezemolo und Mosley kommen. Am Dienstag beriet die Ferrari-Führung unter anderem über die Situation in der Formel 1.

Olympier unterstützen Ferrari

Rückendeckung erhielt der italienische Rennstall vom Nationalen Olympischen Komitee Italiens (CONI). "Das CONI steht in dieser Frage auf Ferraris Seite", sagte Präsident Gianni Petrucci. Er sprach von einem "traurigen Tag für den italienischen Sport".

Die Ankündigung Ferraris sorgte im eigenen Land für einen Aufschrei. "Ferrari-Schock: Addio Formel 1", meinte der "Corriere dello Sport". "Schock!!!", meinte "La Gazzetta dello Sport" und schrieb von der Revolte Ferraris. "Wir sind im Krieg", befand das Blatt zur Auseinandersetzung.

Der Hintergrund des Streits: Der FIA-Weltrat hatte für 2010 eine neue Budgetregelung getroffen. Diese sieht vor, dass Rennställe, die sich an eine Budgetobergrenze von umgerechnet rund 45 Millionen Euro halten, deutliche technische Vorteile erhalten. Neben mehr oder weniger direkten Rückzugs-Drohungen von Ferrari und BMW-Sauber hatten zuletzt Toyota und auch Red Bull klargestellt, dass man unter einem Reglement, das eine Zwei-Klassen-Gesellschaft in der Formel 1 bedeute, nicht antreten könne. Derzeit planen die Teams mit bis zu 250 Millionen Euro.

(APA/Red.)

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