Der Währungsfonds will den Drachen warten lassen

File picture illustration taken in Beijing shows Chinese 100 yuan banknotes
File picture illustration taken in Beijing shows Chinese 100 yuan banknotesREUTERS
  • Drucken

Eigentlich sollte Chinas Yuan noch heuer mit dem Status einer Reservewährung „geadelt“ werden. Aber jetzt tritt der Internationale Währungsfonds auf die Bremse.

Wien. Die chinesische Währung, der Yuan (auch Renminbi), hat in den vergangenen Jahren einen bemerkenswerten Aufstieg erlebt: von der Bedeutungslosigkeit zum Kandidaten für den Status einer Reservewährung. Aber der Internationale Währungsfonds tritt auf die Bremse.

Bisher gibt es nur vier Währungen mit dem Reservestatus: Dollar, Euro, Yen und Pfund. Von diesen sind nur zwei wirklich wichtig: Dollar und Euro. Peking macht kein Geheimnis daraus, dass man den Yuan zur dritten starken Weltwährung machen will – und die Aufnahme des Yuan in den Währungskorb des IWF (die sogenannten Sonderziehungsrechte oder SZR) wäre ein wichtiger Schritt dorthin.

Die Zusammensetzung des Korbes für die SZR wird alle fünf Jahre überprüft – zuletzt 2010. Im Oktober kommt es zur nächsten Überprüfung. Bisher galt es als wahrscheinlich, dass der Yuan zu diesem Termin mit dem Status einer Reservewährung „geadelt“ wird. Ein neues Paper der IWF-Experten empfiehlt jetzt, damit noch zu warten – und die Zusammensetzung des SZR-Korbes noch bis September 2016 beizubehalten. „Der Yuan kann einen bedeutenden Grad internationaler Nutzung aufweisen“, so der IWF. Aber anders als Dollar, Euro und Co. sei er noch immer nicht „frei handelbar“.

Die USA kontrollieren den IWF

China hat die Währung zwar schon stark liberalisiert – und erst kürzlich den Zugang zu seinem Sechs-Billionen-Dollar-Anleihenmarkt erleichtert –, aber die Regierung greift immer noch aktiv in den Wechselkurs des Yuan ein. Konkret ist die Währung an den US-Dollar gebunden. Jeden Tag wird von der kommunistischen Regierung in Peking ein Kurs festgelegt, den der Yuan um höchstens zwei Prozent über- oder unterschreiten darf. Dass der Yuan an Beliebtheit gewinnt und inzwischen immerhin rund zwei Prozent aller weltweiten Zahlungen in Yuan abgewickelt werden, reicht den IWF-Experten noch nicht für eine Aufnahme des Yuan.

Der IWF wird de facto von den USA kontrolliert, die bei wichtigen Entscheidungen eine Sperrminorität genießen. Ohne Zustimmung aus Washington wird der Yuan also nicht im Korb für die SZR landen. Die Yuan-Dollar-Bindung ist den USA auch schon lange ein Dorn im Auge. Eine Aufhebung der Bindung würde allerdings Schockwellen durch die Währungsmärkte schicken – ähnlich der Aufhebung der Franken-Euro-Bindung. (jil)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.08.2015)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

International

Chinas Industrie wächst nicht mehr

Angesichts der jüngsten Zahlen zur Wirtschaftsentwicklung schließen Fachleute eine "harte Landung" nicht aus. Peking stemmt sich dagegen - bisher verpufften die Maßnahmen.
The main entrance to the BBC headquarters and studios in Portland Place, London.
Medien

BBC: Schwarzsehen in China

Mit ihren Programmen ist die BBC weltweit erfolgreich. 60 Millionen Menschen schauen via Internet zu – ohne zu zahlen. Auch politisch steigt der Druck.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.