Erste-Bank-Chef Treichl sieht „Trendwende“

Erste Group Bank Chief Executive Treichl addresses a news conference in Vienna
Erste Group Bank Chief Executive Treichl addresses a news conference in ViennaREUTERS
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Im ersten Halbjahr konnte die Erste mit 487,2 Mio. Euro wieder ordentlich Geld verdienen. Der Einstieg des ungarischen Staats in der Ungarn-Tochter soll noch heuer erfolgen.

Wien. Natürlich gebe es noch eine Reihe von Unsicherheiten. So sei die „Situation in Südeuropa noch nicht im Lot“ und könne unter Umständen auch auf Mittelosteuropa noch negative Auswirkungen haben. Dennoch gebe es erstmals seit sechs Jahren einen „erfreulichen Ausblick“, so Erste-Bank-Chef Andreas Treichl am Freitag bei der Präsentation der Halbjahreszahlen seines Instituts. „Wir haben eine Trendwende.“

In der Bilanz der Bank macht sich diese Trendwende vor allem mit einem Nettogewinn in Höhe von 487,2 Mio. Euro im ersten Halbjahr bemerkbar. Im Vorjahr musste zu diesem Zeitpunkt – aufgrund von Abschreibungen für faule Kredite und Firmenwerte – noch ein Verlust von 929,7 Mio. Euro hingenommen werden. Aber nicht nur unter dem Strich verbesserten sich die Zahlen der Erste Bank deutlich. Auch die durchschnittliche Kreditqualität hat sich von Jänner bis Juni gesteigert. So gelten nun nur mehr 7,7 Prozent aller Kredite als notleidend – zu Jahresende 2014 waren es noch 8,5 Prozent. Grund dafür sind zwar auch Verkäufe von Kreditportfolios, viele notleidende Kredite seien jedoch aufgrund der wirtschaftlichen Besserung in Osteuropa nun auch wieder „performing“ geworden. Die Erste Bank will diese Zahl künftig aber noch weiter verbessern. Als Ziel für die kommenden Jahre gilt ein Wert unter sechs Prozent.

Im Gesamtjahr sollen die Risikokosten nun nur mehr 900 Mio. bis 1,1 Mrd. betragen. Bisher war die Erste von bis zu 1,2 Mrd. Euro ausgegangen. Einen Ausblick auf das Nettoergebnis des Gesamtjahres will Treichl dennoch nicht geben.

Ungarn bringt noch Verluste

In der zweiten Jahreshälfte soll auch das Geschäft in Ungarn wieder in die schwarzen Zahlen zurückkehren. Die Budapester Tochter ist die letzte Einheit, die noch Verluste schreibt. Im ersten Halbjahr machten diese noch 35 Mio. Euro aus (erstes Halbjahr 2014: 89Mio. Euro Verlust). Für das Gesamtjahr wird sich in Ungarn aber erst im kommenden Jahr ein Gewinn ausgehen, wenn die Bankensteuer in dem Land gesenkt ist.

Das ist ja Teil der Vereinbarung, wonach der ungarische Staat und die Osteuropabank EBRD bei der Ungarn-Tochter der Ersten zu je 15 Prozent einsteigen. Derzeit verzögere sich das jedoch, weil die Ungarn gegen die vertraglich geschlossene Vereinbarung verstoßen, keine neuen Belastungen für die Banken einzuführen, so Treichl. Die Regierung in Budapest will nämlich die Kosten des Skandals rund um das Brokerhaus Quaestor auf die Banken abwälzen. „Das können wir nicht akzeptieren“, sagt Treichl. Er geht aber davon aus, dass man sich bis Ende des Jahres einigen werde.

Freude bereitet der Ersten zunehmend auch wieder das Geschäft in Rumänien. Man habe die Altlasten bei der dortigen Tochter nun weitgehend bereinigt. Im ersten Halbjahr konnte ein Gewinn von 121 Mio. Euro erzielt werden. Angesprochen auf ein eventuelles Interesse an den angeblich zum Verkauf stehenden Rumänien-Töchtern von drei griechischen Banken sagt Treichl: „Derzeit sind das nur Gerüchte, dass die Banken zum Verkauf stehen. Ich sage dazu aber nicht grundsätzlich Nein.“ (jaz)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.08.2015)

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