Preise können weder billig noch teuer sein

Preisschild
Preisschild(c) Clemens Fabry
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Preise in der Bedeutung eines für etwas zu zahlenden Betrags kauft man eher selten ein.

Billigen Sie mir bitte zu, dass das Wort „billig“ eher negativ konnotiert ist. Im Gegensatz zu „günstig“ schwingt immer eine gewisse Minderwertigkeit mit. Ein leicht zu durchschauendes Zauberkunststück ist ein billiger Trick. Ein in Asien gefertigtes Kunststoffprodukt ist Billigware. Und bei Billigfluglinien wird gelegentlich der Vergleich mit Massentierhaltung gezogen. Dabei war billig von seiner ursprünglichen Bedeutung her nicht negativ gemeint. Etwas angemessen finden wurde im Mittelhochdeutschen als „billichen“ bezeichnet, auch das heutige „billigen“ bedeutet, dass man etwas befürwortet oder gutheißt. Die Pejoration – also das Abgleiten eines Wortes in eine negative Bedeutung – setzte ein, als im Zeitalter der Industrialisierung die Fügung „billige Preise“ verwendet wurde. Was aussagen sollte, dass sie angemessen sind – doch wurden sie als niedrig verstanden.

In der heutigen Bedeutung steht das Wort also für „preiswert“. Was allerdings eine gern verwendete Floskel ad absurdum führt: „Billige Preise“, wie sie häufig angepriesen werden, wären demnach preiswerte Preise. Und Preise kauft man, zumindest in der Bedeutung eines für etwas zu zahlenden Betrags, eher nicht ein. Preiswert, also billig, können nur Produkte oder Dienstleistungen sein. Und die Preise analog dazu niedrig. Oder auch hoch – was das Produkt dann allerdings teuer machen würde. Verständlich, dass man in diesem Fall eher die niedrigen Preise preisen würde. Aber zugegeben, das war jetzt ein billiger Versuch eines Wortspiels, für den man wohl keinen Preis bekommen würde.

Die negative Bedeutung des Billigen lässt sich übrigens mit einem einfachen Trick wieder positiv aufladen: durch das Voranstellen von „recht und“. Denn was recht und billig ist, empfinden wir als richtig und gerecht. Würde allerdings ein Diskonter seine Werbung damit bestreiten, wäre das dann doch wieder nur billig.

E-Mails an: erich.kocina@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.08.2015)

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