"Michael-Krise" in der SPÖ

Der Gemeindebau zeigt rote Bruchlinien auf.

Der Bürgermeister und der Wohnbaustadtrat haben ein Problem, und zwar mehr als ein „Kommunikationsproblem“ – ein Begriff, der übrigens abgeschafft gehört, weil er selbst ein solches darstellt.

Dreimal haben Michael Häupl und Michael Ludwig heuer schon aneinander „vorbeigeredet“: Erst machte sich Häupl über die Smartwohnungen von Ludwig lustig („versteht keine Sau“) und kündigte die Rückkehr des Gemeindebaus an, die Ludwig zuvor ausgeschlossen hatte. Dann verschärfte Ludwig den Zugang zum Gemeindebau (Vorrang für langjährige Wiener), überrumpelte damit den Stadtchef. Nun gibt es eine Liste von Gemeindebaustandorten, die Häupl offiziell bestätigt und der Wohnbaustadtrat (vorerst) dementiert hat.

Alles nur ein Missverständnis? Eher nicht. Vielmehr kriselt es zwischen den beiden Michaels. Mit schuld ist ein Georg: Parteimanager Georg Niedermühlbichler ist als Präsident der Mietervereinigung neben Ludwig der zweite prominente rote Wohnexperte. Und sie kommen sich ins Gehege.

Aber auch Häupl selbst und Ludwig, immerhin dessen Vielleicht-Nachfolger, geraten aneinander. Ludwig, die Stimme der Flächenbezirke, ist kein Freund von Rot-Grün. Dafür sendet er fleißig Signale an potenzielle FPÖ-Wähler.

Insofern: Vielleicht ist der Zwist ja Strategie? Die beiden Michaels teilen sich das rote Wählerspektrum auf. Und alle, die das nicht kapieren, haben bloß – genau – ein „Kommunikationsproblem“.

ulrike.weiser@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.08.2015)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.