Roger Federer zeigte beim Auftaktsieg der US Open seine neueste Waffe. Auch Dominic Thiem und Jürgen Melzer stehen in Runde zwei.
New York. Die Fans in New York mussten sich gedulden, ehe auch sie Roger Federers neuen Kunstschlag bewundern durften. Erst in der Mitte des zweiten Satzes seiner Auftaktpartie gegen den Argentinier Leonardo Mayer lancierte der Schweizer erstmals den „Sabr“ – einen aus vollem Lauf sehr weit im Feld geschlagen Halb-Volley bei zweiten Aufschlägen des Gegners. Wie schon bei der Premiere in Cincinnati war Federers neueste Waffe auch diesmal von Erfolg gekrönt und trug ihren Teil zum klaren Sieg mit 6:1, 6:2, 6:2 bei.
„Ich freue mich jedes Mal darauf, wenn ich den Schlag bringe“, bekannte Federer, der dafür mit einem ehrfürchtigen Raunen vom Publikum belohnt wurde. Der 34-Jährige ist bekannt und geschätzt dafür, sein Spiel stets den neuesten Entwicklungen anzupassen. Vor knapp zwei Wochen überraschte er auf dem Weg zu seinem 87. Titel Fans wie Experten mit dem „Sabr“, die Abkürzung für sneaky attack by Roger (heimtückische Attacke von Roger), wie Federer nun in New York verriet. Der Schlag ist Sinnbild für seine neue, extrem offensive Taktik und ein großes Thema. „Es ist normal, dass es Wellen wirft, wenn ich nach 17 Jahren auf der Tour plötzlich etwas zeige, was die Welt noch nie gesehen hat“, meinte Federer.
Schnell und offensiv
Nach dem ersten souveränen Formtest dürfen die Fans in New York jedenfalls auf weitere Federer-Shows hoffen. Beim letzten Aufeinandertreffen mit Mayer (ATP-34) vergangenes Jahr in Shanghai hatte der Schweizer noch fünf Matchbälle abwehren müssen, diesmal war die Sache in 77 Minuten erledigt. „Ich spiele im Moment sehr gut und mit Selbstvertrauen“, erklärte der Weltranglistenzweite. „Ich habe dieses Match im Vorfeld vielleicht zu ernst genommen. Der Start war etwas wacklig, aber dann kam ich besser rein, und ich habe versucht, schnelles und offensives Hartplatz-Tennis zu spielen.“
Angetan zeigte sich Federer auch vom neuen Dach im Arthur-Ashe-Stadion, dessen Unterkonstruktion schon fertig ist und Auswirkungen zeigt. „Ich glaube, es wird das Level aller Spieler heben. Wenn man nicht gegen den Wind ankämpfen muss, kann man näher an die Linien heranspielen und besseres Tennis spielen.“
Federers nächste Hürde auf dem Weg zum sechsten US-Open-Titel, dem ersten seit 2008, ist heute Nacht Steve Darcis. Zum ersten Mal in seiner langen Karriere trifft der 17-fache Major-Sieger auf den Weltranglisten-66. aus Belgien.
Thiems Geburtstagsfest
Ebenfalls heute und damit an seinem 22. Geburtstag absolviert Dominic Thiem seinen zweiten Einsatz. „Früher war mein Geburtstag meistens am ersten Schultag. Da ist es um einiges schöner, in New York zweite Runde zu spielen“, scherzte Österreichs Nummer eins, der im Vorjahr hier erstmals in ein Grand-Slam-Achtelfinale einzogen war. Nach dem Dreisatz-Sieg über Daniel Gimeno-Traver trifft der Niederösterreicher nun auf den Usbeken Denis Istomin. „Ich kenne ihn ziemlich wenig. Er ist ein sehr solider Spieler mit einer guten Rückhand, serviert ganz gut“, analysierte Thiem die Nummer 70 der Welt, die zuletzt im Juni in Nottingham triumphiert hat.
Die österreichische Zweitrunden-Fraktion komplettiert Jürgen Melzer, der nach überstandener Qualifikation auch Denis Kudla bezwang und sich nun mit Tomáš Berdych misst. „Genau das ist es, warum ich noch spiele. Nicht, damit ich Quali spielen kann, sondern damit ich die Matches spielen kann, die jetzt kommen“, freute sich der Routinier auf das siebente Duell mit dem als Nummer sechs gesetzten Tschechen (Bilanz: 2:4). Als Weltranglisten-132. geht Melzer freilich als krasser Außenseiter in die Partie. „Wenn er mir die Chance gibt, möchte ich sie auch nützen.“
US OPEN Ergebnisse
Herren, 1. Runde: Dominic Thiem (AUT-20) – Gimeno-Traver (ESP) 7:5, 6:3, 7:5, Jürgen Melzer (AUT) – Kudla (USA) 6:3, 7:5, 6:1, Federer (SUI-2) – Mayer (ARG) 6:1, 6:2, 6:2, Murray (GBR-3) – Kyrgios (AUS) 7:5, 6:3, 4:6, 6:1, Wawrinka (SUI-5) – Ramos-Vinolas (ESP) 7:5, 6:4, 7:6(5), Berdych (CZE-6) – Fratangelo (USA) 6:3, 6:2, 6:4.
Damen, 1. Runde: Halep (ROM-2) – Eraković (NZL) 6:2, 3:0 Aufgabe, Wozniacki (DEN-4) – Loeb (USA) 6:2, 6:0, Kvitová (CZE-5) – Siegemund (GER) 6:1, 6:1, Zurenko (UKR) – Šafářová (CZE-6) 6:4, 6:1, Muguruza (ESP-9) – Witthöft (GER) 6:2, 6:4, Kerber (GER-11) – Dulgheru (ROM) 6:3, 6:1, Záhlavová-Strýcová (CZE) – Bacsinszky (SUI-14) 7:5, 6:0.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.09.2015)