EM-Qualifikation: „Müller riecht, wohin der Ball kommt“

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Weltmeister Deutschland lässt sich in Glasgow von spielfreudigen Schotten nicht überrumpeln und siegt mit 3:2. Müller traf zweimal und ebnete den Weg zur Euro 2016.

Glasgow. 3:1 gegen Polen, 3:2 in Schottland – Weltmeister Deutschland erfüllt in der laufenden EM-Qualifikation die Vorgaben von Teamchef Joachim Löw. Die Nationalmannschaft muss das Ticket für die Endrunde in Frankreich nun im Oktober nur noch in Irland abholen, ein Punkt genügt. Nach dem in Glasgow vollendeten Sechs-Punkte-Auftrag machte Löw jedenfalls schon einen Haken unter die Qualifikation für die Fußballeuropameisterschaft. „Natürlich bin ich überzeugt, dass wir das schaffen, dass wir durchkommen!“

Die Vorstellung im stimmungsvollen Hampden Park fiel zwar nicht so begeisternd aus wie drei Tage zuvor beim 3:1-Erfolg im Topspiel gegen Polen, aber das störte im DFB-Tross niemanden wirklich. Die Vorstellung der Teams, aber und vor allem das Abspielen der Hymnen zeigt, wie man Fußball zelebriert. Mit Dudelsack und Livemusik, die Schotten verstehen, ihre Liebe zum Fußball offen zu zelebrieren. 52.000 Zuschauer im Hampden Park sangen, die inoffizielle Hymen „The Flower of Scotland“ sorgte für Gänsehaut. Doch im Spiel selbst hatten die Deutschen einmal mehr das glücklichere Ende für sich. Es war auch verdient, denn wieder einmal stand Stürmer Thomas Müller goldrichtig. „Wir haben ein sehr souveränes Spiel gemacht, auch wenn sich 3:2 vielleicht knapper anhört“, resümierte der „Schotten-Schreck“.

Torinstinkt eines Stürmers

Innerhalb weniger Tage hat der Weltmeister die Kräfteverhältnisse in der Gruppe D zurechtgerückt. Mit 19 Punkten geht das DFB-Team als Spitzenreiter vor Polen (17), Irland (15) und Schottland (11) in die letzten zwei Spieltage der Qualifikation. Schon ein Unentschieden im nächsten Spiel am 8. Oktober in Dublin gegen Irland reicht, um das Ticket für die EM 2016 in Frankreich zu lösen. „Man hat jetzt in den beiden Spielen eine andere Nationalmannschaft gesehen“, stellte Torhüter Manuel Neuer zufrieden fest.

Verlass war einmal mehr auf Müller, der wie beim 2:1 im Hinspiel erneut gegen die Schotten doppelt traf (18./34. Minute). „Manchmal läuft es besser, manchmal schlechter. Zurzeit läuft es besser“, bemerkte der Bayern-Profi nach seinen Quali-Treffern sieben und acht. Löw lobte Müllers Instinkt im Strafraum. „Das zeichnet ihn aus, das kann man nicht lernen. Das ist eine Sache, die Thomas Müller einfach im Blut hat. Er riecht irgendwie, wohin der Ball kommt. Das ist Gold wert für uns.“ Auch am Siegtor von Ilkay Gündogan (54.) war Müller entscheidend beteiligt.

Als Schönheitsfehler wurden die Gegentore bewertet. Hummels unterlief nach einem Freistoß ein Eigentor (28.), dazu traf McArthur (43.) im Anschluss. „Wir haben bei den Standards Fehler gemacht. Die beiden Gegentore ärgern uns“, sagte Neuer, der bei beiden Toren keine gute Figur machte. Löw reagierte nachsichtig nach dem geglückten Start in die EM-Saison: „Unser Anspruch war, dass wir die beiden Spiele gewinnen. Das haben wir geschafft. Ich muss der Mannschaft ein Kompliment machen.“

Eine Milliarde für vier Sterne

Auch abseits des Rasens ist dem DFB-Team bereits ein weiterer, sehr großer Erfolg gewiss. Der Weltmeister ist ein Kassenschlager, steht bei Sponsoren und Ausrüstern als Partner sehr hoch im Kurs. Nun winkt laut „Bild“ ein Jackpot-Geldregen, der Verband soll mit Sportartikelhersteller Adidas über eine Verlängerung des (erst) 2018 auslaufenden Ausrüstervertrags verhandeln. Adidas soll bereit sein, dem deutschen Fußballverband in den nächsten zehn Jahren einen ähnlichen Deal wie Manchester United zu offerieren. Die Summe beliefe sich dann auf sagenhafte 940 Millionen Euro. Allerdings, es ist keineswegs ein Akt simpler Großzügigkeit, denn auch das US-Unternehmen Nike soll mit einer DFB-Partnerschaft liebäugeln. Das treibt den Preis hinauf, es soll ein Vertrag in Höhe von einer Milliarde Euro auf dem Tisch liegen. Das ist der wahre Marktwert der vier Sterne. (fin)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.09.2015)

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