Auftritt unter grün-weißer Würde

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Rapid-Sportdirektor Andreas Müller ging nach dem 0:2 in Altach mit den Spielern hart ins Gericht: "Gibt keine Entschuldigung." Austria trauert verpasster Tabellenführung nicht nach.

Wien. Der Glanz von Rapid beginnt langsam zu bröckeln. Nach dem erfolgreichen Saisonstart und den ansprechenden Auftritten in der Qualifikation für die Champions League gerät der grün-weiße Motor vor dem Auftakt in die Europa League am Donnerstag gegen Villarreal gewaltig ins Stocken. Das 0:2 in Altach bedeutete die zweite Niederlage in Folge, damit einher ging auch der Verlust der Tabellenführung an die Admira.

War die Pleite gegen Mattersburg noch mit Pech und dem frühen Ausschluss zu erklären, verstimmte der uninspirierte Auftritt in Vorarlberg nicht nur die eigenen Fans, sondern auch den Vorstand. „Ich habe einen sehr dicken Hals“, setzte Sportdirektor Andreas Müller nach der Partie gegenüber dem TV-Sender Sky zu einer regelrechten Wutrede an. Er habe für die schwache Leistung seiner Mannschaft „überhaupt keine Erklärung“, sagte der Deutsche. „Dafür gibt es auch keine Entschuldigung.“

Dem Rekordmeister fehlte es gegen die kompakten Hausherren nicht nur an Ideen, sondern zum Teil auch am nötigen Einsatz und Willen. „Man kann in Altach verlieren, aber die Art und Weise ist Rapid-unwürdig. Ich erwarte von der Mannschaft, dass sie nicht mit dem Spazierstock über das Spielfeld geht“, fand Müller harte Worte. „Von dem, was es braucht, um Spiele zu gewinnen, haben wir nur zehn Prozent abgeliefert.“ Im Hinblick auf den Europacup mahnte der 52-Jährige: „Ich hoffe, dass die Mannschaft ganz schnell aufwacht und nicht in Tiefschlaf verfällt.“

Das Fehlen von Thanos Petsos (Innenband) und Robert Berić war Rapid deutlich anzumerken, insbesondere der Abgang des Torjägers, der für 5,5 Millionen Euro zu St. Etienne gewechselt war, könnte die Hütteldorfer noch teuer zu stehen kommen. Ersatz Matej Jelić benötigt noch Eingewöhnungszeit und saß nur auf der Bank, der stattdessen aufgebotene Deni Alar wusste seine Chance nicht zu nutzen und ließ jegliche Torgefahr vermissen.

Doch weder Müller („Die Mannschaft hat auch schon ohne die beiden gezeigt, dass sie guten Fußball spielen kann“) noch Trainer Zoran Barišić wollten über Berić noch viele Worte verlieren. „Wir müssen das aus unseren Köpfen bekommen. Er ist weg, und damit müssen wir umgehen.“ Auf scharfe Kritik wie sein Sportdirektor verzichtete Barišić. „In letzter Konsequenz hat uns die Kreativität gefehlt“, sagte der Wiener, versprach aber zugleich: „Villarreal wird ein anderes Spiel.“

Violetter Standard-König

In Favoriten wurde die Tatsache, dass Austria durch das 1:1 gegen Ried die Chance auf die erstmalige Tabellenführung seit der 15. Runde 2011/12 vergab, gelassen hingenommen. „Mir war klar, dass der Gegner bis aufs Letzte kämpfen wird und sich am Ende auch einen Punkt verdient hat“, bekannte Trainer Thorsten Fink, der seinen Spielern keine großen Vorwürfe machen wollte. „Für unser Ziel war das nicht Fisch nicht Fleisch.“

Die Chancen auf den violetten Sieg waren allerdings da, wurden jedoch fahrlässig vergeben, hinzu kam Pech in Form eines nicht-gegebenen Fouls an Larry Kayode im Strafraum. „Das war natürlich ganz klar ein Elfer“, sagte der Deutsche, der sich einmal mehr auf die Standard-Stärke seiner Mannschaft verlassen durfte. Das Freistoßtor von Raphael Holzhauser war bereits der 12. von 19 Treffern aus einem ruhenden Ball – Ligabestwert.

Von der Tabellenspitze lacht stattdessen nun die Admira, die den WAC mit 1:0 bezwang. „Ich muss den Burschen Riesenrespekt zollen. Die Begeisterung und Leidenschaft war großartig“, lobte Trainer Oliver Lederer. Salzburg gewann nach einer Leistungsexplosion in der zweiten Hälfte gegen Grödig 4:2 und hat weiter aufgeholt. Trotz der drei Punkte kritisierte Trainer Peter Zeidler die „unterirdischen“ ersten 45 Minuten ungewohnt scharf. „Meine Mannschaft hat nichts gemacht, was einen erfolgreichen Fußball ausmacht“, sagte der Deutsche.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.09.2015)

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