Wie schon in Wimbledon feierte die Schweizerin Martina Hingis auch bei den US Open zwei Titel.
New York. 18 Jahre nach ihrem ersten Sieg bei den US Open bejubelte Martina Hingis heuer ihre Grand-Slam-Titel Nummer 19 und 20. Wie in Wimbledon gelang der Schweizerin in New York der doppelte Doppel-Triumph: Nach dem Mixed-Sieg mit dem Inder Leander Paes gewann die 34-Jährige an der Seite von dessen Landsfrau Sania Mirza das Damen-Doppel. Das topgesetzte Duo blieb auch im Finale ohne Satzverlust und fertigte Casey Dellacqua/Jaroslawa Schwedowa (AUS/KAZ-4) mit 6:3, 6:3 ab.
Erst im März hatte die Erfolgsgeschichte von Mirza und Hingis ihren Anfang genommen. Sechs Monate später stehen zwei Major-Titel sowie insgesamt sechs Finalteilnahmen bei zwölf Turnieren zu Buche. „Es ist schade, dass wir uns nicht früher gefunden haben. Wir ergänzen einander so gut“, sagte die 28-jährige Mirza, die für Kraft und Wucht von der Grundlinie zuständig ist, während Hingis am Netz ihr gutes Auge und Winkelspiel beisteuert. Eine erfolgreiche und lukrative Kombination: Je über eine Million Dollar Preisgeld haben die beiden heuer bereits gesammelt.
„So etwas hätte ich nie erwartet“, wird Hingis nicht müde zu betonen. Schließlich hat die einst jüngste Major-Siegerin und Weltranglistenerste ihre Karriere bereits zweimal beendet. 2003 kapitulierte sie vor ihrem Körper und der Brachialgewalt ihrer Gegnerinnen, den zweiten Abschied 2007 überschattete ein positiver Test auf Kokain. „Ich habe meine Lektionen gelernt im Leben“, sagte die Schweizerin, die trotz ihrer Erfolge nie zu den Lieblingen der Nation zählte.
Kurz vor ihrem 35. Geburtstag Ende des Monats genießt Hingis ihr 2013 gestartetes zweites Comeback. Ob ihrer Physis und des Alters konzentriert sie sich auf das Doppel. „Das hat mehr mit Strategie und Taktik zu tun“, erklärte die fünffache Major-Einzelsiegerin. Ihren unbändigen Ehrgeiz, früher oftmals mehr Fluch als Segen, hat sie nun im Griff. „Inzwischen genieße ich das Leben auf der Tour auf eine andere Art und Weise.“ (swi)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.09.2015)