Rugby: Eine Sensation, wie es sie noch nie gegeben hat

epaselect BRITAIN RUGBY WORLD CUP 2015
epaselect BRITAIN RUGBY WORLD CUP 2015(c) APA/EPA/GERRY PENNY (GERRY PENNY)
  • Drucken

1000:1-Außenseiter Japan verblüfft Experten.

Brighton/Wien. Rugby ist in Japan nicht wirklich als Volkssport bekannt, große Erfolge sind nur Wunschdenken. Am Samstag traf die japanische Mannschaft bei der WM in England auf Südafrika, niemand wollte so recht an das schier Unmögliche glauben. Doch der Sport schreibt manchmal die verrücktesten Geschichten, anders ist der 34:32-Erfolg des 1000:1-Außenseiters gegen den zweimaligen Weltmeister nicht zu erklären. Der zweite Sieg Japans im insgesamt 25. Spiel bei einer Rugby-Weltmeisterschaft gilt als die größte Sensation der WM-Historie seit dem ersten Turnier 1987.

„Japan erringt historischen Sieg nach dramatischen Comeback“, titelte die Zeitung „Sports Hochi“ und spielte damit auf den dramatischen Spielverlauf in Brighton an. Südafrika schien seiner Favoritenrolle, wenngleich alles andere als souverän, gerecht zu werden, ehe in der vierten Minute der Nachspielzeit Karne Hesketh, wie Kapitän Michael Leitch ein gebürtiger Neuseeländer, mit einem Versuch den 29:32-Rückstand in den Sieg verwandelte. Die Fans im Stadion jubelten, andere schüttelten ungläubig den Kopf. „Am Ende war es nur noch erstaunlich“, sagte Japans australischer Coach, Eddie Jones, der in der Vorbereitung auf die WM Ende 2014 Bayern München und Trainer Pep Guardiola einen Besuch abstattete. Der Australier beobachtete die Fußballer im Trainingsalltag, „und ich hatte ein tolles Meeting mit dem Cheftrainer“, meinte Jones. „Rugby und Fußball sind sich sehr ähnlich. Man versucht, den Ball immer in den freien Raum zu befördern.“

Die diesjährige Endrunde hat zwar erst begonnen, und Japan steht schon am Mittwoch gegen Schottland erneut im Fokus, Eddie Jones wagt aber dennoch bereits jetzt den Blick in die noch ferne Zukunft. Denn 2019 ist Japan Gastgeber der nächsten WM. Das neue Stadion wird zwar nicht wie geplant fertig sein, doch das störte Jones herzlich wenig: „Jetzt wollen die Kinder zu Hause nicht nur Baseball- oder Fußballstars sein, sondern der nächste Michael Leitch.“ (cg)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.09.2015)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.