Deutsche Firmen im Börsenrausch

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Börsengänge. Eine Neuemission nach der anderen steht Deutschland für Anfang Oktober ins Haus. In den Pool der Kandidaten hat sich nun auch der Autozulieferer Schaeffler eingereiht.

Wien. Die starken Schwankungen auf den Märkten können deutsche Unternehmen derzeit nicht davon abhalten, sich durch eine Neuemission frisches Geld von den Börsen zu besorgen. Gestern, Montag, hat nun auch der deutsche Auto- und Industriezulieferer Schaeffler bekannt gegeben, schon am 5.Oktober sein Debüt auf dem Frankfurter Aktienmarkt zu feiern. Dies trotz der Tatsache, dass die Geschäfte in der Branche derzeit konjunkturbedingt und wegen der Unwägbarkeiten in China nicht so gut laufen – Schaeffler hat seine Umsatzprognose für 2015 gesenkt.

Schuldenabbau als Ziel

„Der geplante Börsengang der Schaeffler AG ist ein strategischer Schritt, um die Verschuldung weiter zu reduzieren und die Kapitalstruktur zu verbessern“, begründete Vorstandschef Klaus Rosenfeld am Montag das Vorhaben. Zum angestrebten Volumen schwieg er sich aus, die Preisspanne wird am kommenden Montag mitgeteilt. Ein Insider sagte, Schaeffler könnte deutlich mehr als 2,5 Mrd. Euro einsammeln.

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Nach dem Börsengang sollen sich 25 Prozent der Aktien im Streubesitz befinden. Weitere Platzierungen seien nicht geplant, sagte Rosenfeld. „Die Schaeffler-Gruppe bleibt auch zukünftig ein Familienunternehmen“, betonte Maria-Elisabeth Schaeffler-Thumann. Die Milliardärin und ihr Sohn Georg sind Eigentümer des Herzogenauracher Unternehmens. Ihnen gehört auch knapp die Hälfte am Reifenkonzern Continental.

Schaeffler hatte sich 2009 mit der Übernahme des dreimal so großen Continental-Konzerns verhoben und in einer existenzbedrohenden Übernahmeschlacht einen Schuldenberg von rund neun Mrd. Euro angehäuft. Die Schaeffler AG, in der das operative Geschäft des Unternehmens gebündelt ist, ist mit 6,2 Mrd. Euro verschuldet. Die Verbindlichkeiten der Holding, die nach dem Börsengang unter anderem vergleichsweise hoch verzinste Anleihen tilgen will, liegen bei 3,6 Mrd. Euro.

Wettrennen Anfang Oktober

Alles in allem ist Schaeffler nur einer von mehreren Konzernen, die Anfang Oktober an die Börse drängen: Am 1. Oktober sollen die Aktien des Internet-Kleinanzeigenportals Scout24 erstmals gehandelt werden, die Bayer-Kunststoffsparte Covestro soll einen Tag später folgen. Scout24 will bis zu 1,6 Mrd. Euro erlösen und das Geld in die Tilgung seiner fast eine Milliarde Euro hohen Schulden stecken, Covestro erhofft sich ein Volumen von 2,5 Mrd. Euro. Covestro und Schaeffler liefern sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen um den größten Börsengang in Deutschland seit 15 Jahren. Den Rekord hält die Deutsche Post, die im November des Jahres 2000 ganze 6,25 Mrd. Euro erlöste.

Sicherheitsmaßnahmen

Konkurrenz durch die Pläne von Schaeffler und Scout24 befürchtet Covestro-Finanzchef Frank Lutz nicht, da es sich um völlig unterschiedliche Branchen handle. „Da belebt die Konkurrenz eher das Geschäft, als dass es besorgniserregend für uns wäre“, sagte Lutz am Montag auf der Pressekonferenz.

Ganz kalt lassen die Börsenaspiranten die Marktschwankungen aber nicht, denn Covestro bietet seine Aktien in einer ungewöhnlich breiten Preisspanne von 26,50 bis 35,50 Euro an. Scout24 gibt sich dagegen bei der Zahl der auszugebenden Aktien extrem flexibel und schließt eine Änderung der Preisspanne während der Zeichnungsfrist nicht aus. Schaeffler wiederum verzichtet auf ein öffentliches Angebot und will seine Aktien nur im Rahmen einer Privatplatzierung bei institutionellen Anlegern unterbringen. Im Übrigen strebt Schaeffler in den Nebenwerteindex MDax. (Reuters/est)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.09.2015)

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