Yogi Berra (1925-2015): Abschied eines Volkshelden

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Der erfolgreichste Baseballspieler wurde mit seinen drolligen Aphorismen zum Liebling der Amerikaner.

Washington. Im Dezember 1959 reiste Yogi Berra, einer der Stars der New York Yankees, mit seiner Frau nach Italien, um Baseballausrüstungen an Kinder zu verteilen. Im Rahmen dieses Besuches, der Berra auch in den Geburtsort seiner Eltern, das Dorf Malvaglio nördlich von Mailand, führte, wohnten die Berras einer Aufführung der „Tosca“ in der Scala bei. „Das war ziemlich gut“, sagte er später. „Sogar die Musik war recht nett.“

Drollige Aphorismen wie dieser trugen zur enormen Beliebtheit des 1925 im italienischen Stadtteil von St. Louis, Missouri, geborenen Lawrence Peter Berra bei. Doch den Nimbus als einer der größten Stars des amerikanischen Volkssports Baseball verdankte dieser kleine Mann mit den Segelohren seiner athletischen Exzellenz: 18 Mal wurde er ins All-Star-Team gewählt, dreimal davon als bester Spieler von allen, zehnmal gewann er die World Series als Spieler, dreimal als Trainer.

Vorbild für den Yogi-Bären

Der Sohn eines Maurers und einer Hausfrau zeigte schon als Bub auf den Straßen und Wiesen von St.Louis sein enormes Talent. Den Spitznamen „Yogi“ erhielt er von seinen Freunden, nachdem sie gemeinsam einen Kinofilm über Indien gesehen hatten. In einer Szene sah man einen hinduistischen Yogi, der mit überkreuzten Beinen meditierte. Diese Haltung erinnerte Berras Freunde an die Art und Weise, wie er auf dem Baseballplatz sitzend seines Einsatzes harrte. 1942, mit gerade 17 Jahren, bekam er seinen ersten Vertrag bei den Yankees, der Zweite Weltkrieg verzögerte jedoch den Beginn seiner Karriere. Berra nahm 1944 an der alliierten Invasion in der Normandie teil und wurde zwei Monate später bei einem Angriff auf Marseille von der Kugel eines deutschen Soldaten verletzt. Dafür erhielt er den Militärorden Purple Heart.

Ab September 1946 spielte er für die Yankees, und schon bald entzückte er nicht nur Sportfreunde mit seinen „Yogismen“. „Ich möchte allen danken, die diesen Abend notwendig gemacht haben“, sprach er 1947, sichtlich nervös, bei einer Ehrung in seiner Heimatstadt St. Louis. „Man kann viel beobachten, indem man einfach zuschaut“, erklärte er später sein Credo als Trainer. „Die Hälfte der Lügen über mich ist gar nicht wahr“, ärgerte er sich über negative Presse. Der patscherte Yogi-Bär, der ab 1958 in Zeichentrickfilmen herumulkte, basierte auf seiner öffentlichen Figur; eine Klage wegen Rufschädigung zog Berra wieder zurück.

Am Mittwoch ist er in einem Pflegeheim in New Jersey gestorben. Auf die Frage seiner Frau, ob er in St. Louis oder New Jersey begraben werden wolle, hatte Berra einst gemeint: „Keine Ahnung. Überrasch mich.“ (go)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.09.2015)

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