Absolventen: Angelpunkt für Transfer

Zum Start der neuen Diskussionsserie „Wissen.Vorsprung“ lud die FH St. Pölten Experten nach Wien ein, um Möglichkeiten und Grenzen des Wissenstransfers zu erörtern.

Wie Wissenstransfer an ein breites Publikum praktisch aussehen kann, war gestern bei der European Researchers Night zu erleben. Die FH St. Pölten stellte in der Wiener Aula der Wissenschaften Innovationen und Entwicklungen aus Wissenschaft und Forschung vor. Präsentiert wurde Neues zur Industrie 4.0, wie die „intelligente Fabrik“ künftig produziert, wie integrierte Mobilität aussieht und welche Apps zuletzt entwickelt wurden.

Der Wissenstransfer-Schwerpunkt der FH St. Pölten wurde schon ein paar Tage davor mit einem Frühstück eröffnet. Das bildete gleichzeitig den Auftakt für die neue Serie „Wissen.Vorsprung“. Möglichkeiten und Grenzen des Transfers diskutierten dabei Gundi Wentner, Personalexpertin und Partnerin bei Deloitte Human Capital, Desiree Zottl, Studentin an der FH St. Pölten und Gründerin des Start-ups Gatherer, Stefan Petsch, CEO der Siemens Industrial Manufacturing, Engineering and Applications, Avi Kravitz, FH-St. Pölten-Alumnus und Sicherheitsexperte bei SEC Consult, und in der Rolle als Gastgeber Hannes Raffaseder, Prokurist und Leiter des FH-Service Forschung Wissenstransfer.

Wichtig für den Arbeitsmarkt

Das Thema hat keine zu unterschätzende Bedeutung: 70 Prozent der Forschungseinrichtungen und Unternehmen in Österreich halten Wissenstransfer für wesentlich. Allein in Niederösterreich werden jährlich 11.500 Arbeitsplätze durch Wissenschaft(stransfer) gesichert oder geschaffen.

Wissenstransfer hat eben viele Gesichter: In Form von Forschungskooperationen, in Form von Diplomarbeiten, in Form eines dualen Studiums, wie es die FH St. Pölten etwa ab diesem Herbst mit Smart Engineering anbietet, oder in Form von Starthilfe für ein Start-up wie Gatherer, das im Rahmen einer Lehrveranstaltung geboren wurde. „Idealerweise ist Wissenstransfer eine Dreieckskooperation zwischen Universitäten und Fachhochschulen, Unternehmen und der Gesellschaft“, sagte Raffaseder.

Angelpunkt des Wissenstransfers sind die Absolventen, darüber herrschte auf dem Podium Einigkeit. Sie sind es, die einerseits ihre Fähigkeiten und Fertigkeiten und andererseits Forschungsergebnisse im Gepäck haben. Weil Innovation das Gebot der Stunde sei, sagte Wentner, müssten Fachhochschulen ihre Studenten entsprechend vorbereiten.

Fachhochschulen als Einzelspieler würden das aber oft nicht bewerkstelligen können, in einer vernetzten Welt immer up to date zu sein. Stefan Petsch forderte die Fachhochschulen daher dazu auf, sich noch stärker untereinander zu vernetzen und auszutauschen. Nur so werde es ihnen auf Dauer gelingen, ein attraktiver Ansprechpartner für Unternehmen zu sein. „Gerade für kleine und mittlere Unternehmen ist das ein tolles Service, weil es ihnen selbst an Zeit fehlt, Netzwerke zu unterhalten.“ Und er bringt ein plakatives Beispiel: „Auch die Berater bei McKinsey arbeiten nicht als Einzelkämpfer, sondern im Netzwerk.“

Die FH als Business Angel?

Grenzen sind dem Wissenstransfer grundsätzlich kaum gesetzt. Allerdings könne der Transfer durchaus rechtliche wie finanzielle Konsequenzen nach sich ziehen, sagt Avi Kravitz. In diesem Bereich gelte es, klare Regeln zu definieren, wem ein allfälliger Unternehmensgewinn zustehe – und ob es überhaupt Auftrag der Fachhochschulen sei, als Business Angels aufzutreten.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.09.2015)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.