Per Rad über die Grenze: Flüchtlinge bringen Russen zum Lachen

150 Räder parken derzeit an der Grenze zu Norwegen.
150 Räder parken derzeit an der Grenze zu Norwegen.Clemens Fabry
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Der Grenzübertritt ist in Russland zu Fuß nicht erlaubt. Hunderte Flüchtlinge fahren daher mit dem Rad über die Grenze nach Norwegen.

Wenn es zu Fuß nicht erlaubt ist, dann eben mit dem Rad - hauptsache über die Grenze. Mit einem Kinderrad strampelte Wassem Khatib zu einer abgelegenen Grenzstation in der Arktis, um im benachbarten Norwegen um Asyl anzusuchen. Sein Anblick - er war zusätzlich mit einer Gitarre, einem Rucksack und einem schweren Koffer bepackt - brachte sogar russische Grenzbeamte zum Lachen.

Der syrische Flüchtling hatte das alte, klapprige Rad gekauft, da in Russland der Grenzübertritt zu Fuß verboten ist. "Das Rad funktionierte nicht sehr gut. Die Grenzbeamten lachten", sagte er der Nachrichtenagentur Reuters. Zuerst hatte ihn ein Taxi nahe zur Grenze gebracht, die letzten hundert Meter radelte er dann zum Übergang. Seinen Koffer zog er auf kleinen Rollen nach.

Arktis-Route: 400 Flüchtlinge dieses Jahr

Um dem Militärdienst in Syrien zu entgehen, sei der 25-Jährige mit seinem Freund aus Beirut geflohen. 1,600 Dollar hätte die Reise pro Person gekostet, sagt Khatib. Nachdem sie ein russisches Visa beantragt hatten, flogen sie mit dem Flugzeug von Beirut nach Moskau und später nach Murmansk, einem russischen Arktis-Hafen. Insgesamt 1000 Dollar habe die Taxi-Fahrt für die 220 Kilometer von Murmansk an die Grenze gekostet, erzählt Khatib - ein Spezialangebot des Fahrers, zwei Räder inkludiert.

Selbst über die Grenze fahren wollen russische Taxi-Fahrer aber nicht. Unter anderem weil die norwegische Polizei Fahrer mit hohen Strafen belangt, sollten sie Flüchtlinge über die Grenze bringen.

Mindestens 400 Syrer haben Norwegen in diesem Jahr über die Arktis erreicht. "Die Zahlen steigen stetig", sagt Hans Moellebakken, Polizeichef der norwegischen Stadt Kirkenes. Im gesamten Jahr 2014 seien nur wenige Dutzend Flüchtlinge eingereist. Für viele ist die Route weniger riskant und billiger als die Mittelmeer-Überfahrt. Die Flüchtlinge müssen ihre Räder aber vor der Grenze zurücklassen - rund 150 der Gefährte seien dort schon zurückgelassen worden, sagt Moellebakken.

(Reuters)

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