China: Firma baut 100.000 Jobs ab

CHINA FEATURE PACKAGE COAL ENERGY
CHINA FEATURE PACKAGE COAL ENERGY(c) EPA (Michael Reynolds)
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Die größte Kohlefirma in Chinas Nordosten wirft 40 Prozent ihrer Arbeiter raus. Die Krise im staatlichen Rohstoffsektor verheißt nichts Gutes für die Konjunktur.

Peking/Wien. Die globalen Rohstoffpreise befinden sich auf einem Tiefpunkt – kein gutes Zeichen für die Konjunktur. Ein chinesisches Kohle-Unternehmen muss jetzt zu drastischen Schritten greifen, um das eigene Überleben unter diesen Bedingungen zu sichern.

Die sogenannte Heilongjiang Longmay Mining Holding Group Co Ltd., oder schlicht Longmay, will in den kommenden drei Monaten ganze 100.000 Jobs abbauen. Das entspricht rund 40 Prozent der insgesamt 240.000 Mitarbeiter, berichtet die englischsprachige Tageszeitung „China Daily“. Longmay ist eine Firma im Staatsbesitz.

Der Jobabbau sei die einzige Möglichkeit, Longmay vor dem „Verbluten“ zu retten, so der Vorstandsvorsitzende Wang Zhikui. Man werde außerdem die Unternehmensteile außerhalb des Kohleabbaus verkaufen, um Schulden zu begleichen. Longmay ist der größte Kohleproduzent im Nordosten Chinas.

Der chinesische Kohlesektor leidet seit 2012 unter fallenden Preisen und Überkapazitäten. Aber Longmay trifft der globale wirtschaftliche Abschwung besonders brutal. Die Firma produziert derzeit rund 50 Millionen Tonnen Kohle pro Jahr – was lediglich zehn Prozent der Förderkapazität der Shenhua Group entspricht.

Massive Verluste

Chinas größter Kohleproduzent Shenhua hat mit 214.000 Arbeitern trotz der zehnfachen Förderleistung aber weniger Mitarbeiter als Longmay, das nur auf eine Quote von 250 Tonnen Kohle pro Jahr und Mitarbeiter kommt. Der Durchschnitt liegt in China bei 500 bis 600 Tonnen. Longmay hat außerdem die Verantwortung für 180.000 Pensionisten, für die man vorsorgen muss.

Schon vergangenes Jahr wurde bei Longmay der Rotstift angesetzt. Tausende Jobs wurden gestrichen – und das Management restrukturiert. Das Ziel, die Profitabilität zu erhalten, wurde aber nicht erreicht. Im Gegenteil: Während Longmay 2011 noch rund 800 Millionen Yuan an Profiten verbuchte (rund 112 Mio. Euro), fuhr der Konzern vergangenes Jahr bereits einen Verlust von fünf Mrd. Yuan (rund 700 Mio. Euro) ein. „Die Personalkosten sind sicher zu hoch“, sagt Deng Shun, ein Analyst für die Energieberatung ICIS Energy in Shanghai, der „China Daily“.

„Viele traditionell staatliche Kohlefirmen haben dieses Problem. Und es hat sich verstärkt, seit sich die Industrie in einem Abwärtsstrudel befindet.“ Nun sei mit sozialen Unruhen zu rechnen, so Shun, der auch eine generelle Senkung der Löhne und Sozialgelder anregen würde. Das Unternehmen will nun eine eigene Service-Einrichtung schaffen, die arbeitslos gewordene Mitarbeiter bei der Jobsuche unterstützen soll.

Der massive Jobabbau verstärkt jedenfalls die Sorge, dass die chinesische Wirtschaft sich in einer Krise befindet und der Boom der vergangenen Jahre vorbei ist. Der Rohstoffsektor wird derzeit allerdings weltweit schwer durchgerüttelt (siehe Seite 16). (jil)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.09.2015)

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