Blatter will bis Februar FIFA-Boss bleiben

File photo of FIFA President Blatter speaking during a news conference after the Extraordinary FIFA Executive Committee Meeting at the FIFA headquarters in Zurich
File photo of FIFA President Blatter speaking during a news conference after the Extraordinary FIFA Executive Committee Meeting at the FIFA headquarters in ZurichREUTERS
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Bis zur Wahl eines neuen FIFA-Präsidenten will Blatter im Amt bleiben. Er habe nämlich nichts Rechtswidriges getan, erklärte er.

Joseph Blatter will ungeachtet eines Strafverfahrens gegen ihn in der Schweiz Präsident des Weltfußballverbandes FIFA bleiben. Blatter habe vor FIFA-Mitarbeitern dargelegt, dass er nichts Illegales oder Regelwidriges getan habe, erklärten Blatters Anwälte Lorenz Erni und Richard Cullen am Montag. Bis zur Wahl eines neuen FIFA-Präsidenten im Februar wolle ihr Mandant daher im Amt bleiben. Die Schweizer Staatsanwaltschaft verdächtigt den 79-Jährigen, der seit 1998 an der FIFA-Spitze steht, "der ungetreuen Geschäftsführung und Veruntreuung" und hat deshalb am vergangenen Donnerstag ein Strafverfahren gegen ihn eröffnet. Dabei geht es neben dem Verkauf von TV-Rechten an den ehemaligen FIFA-Vizepräsidenten Jack Warner auch um eine Zahlung von zwei Millionen Schweizer Franken (1,83 Mio.) an UEFA-Präsident Michel Platini.

"Präsident Blatter sprach heute vor der FIFA-Belegschaft und informierte sie, dass er mit den Behörden kooperiert. Weiterhin betonte er, nichts Illegales und Unangemessenes getan zu haben und dass er Präsident der FIFA bleiben werde", sagte Cullen in einer Erklärung. Die Zahlung an Platini sei wegen dessen Tätigkeit als Berater erfolgt und wegen nichts anderem.

Angaben über die ebenfalls umstrittene Geschäftsbeziehung zu Warner, dem Blatter die TV-Rechte an den WM-Turnieren 2010 in Südafrika und 2014 in Brasilien für den Karibik-Raum weit unter Marktpreisen überlassen hatte, machte Cullen nicht. Mit Hinweis auf die laufenden Ermittlungen werde Blatter keine weiteren Fragen beantworten, schloss die Erklärung seiner Rechtsvertreter.

Platini ist sich keiner Schuld bewusst

Wie der scheidende FIFA-Boss ist sich auch Platini keiner Schuld bewusst. Der Franzose erklärte in einem in drei Sprachen verschickten Brief an die europäischen Mitgliedsverbände, sich wegen der Millionen-Zahlungen durch Blatter der FIFA-Ethikkommission stellen zu wollen.

"Dieses Einkommen habe ich den zuständigen Behörden vollumfänglich und wie gesetzlich vorgesehen deklariert", hieß es in dem Schreiben. Platini erklärte erneut, den Betrag von zwei Millionen Schweizer Franken als Angestellter der FIFA von 1998 und 2002 verdient zu haben. "(...) und nachdem erste Teilbeträge bezahlt worden waren, erfolgte im Februar 2011 die Auszahlung des ausstehenden Betrags in der Höhe von zwei Millionen Franken", schrieb Platini.

Der 60-Jährige ging mit Hinweis auf die laufenden Ermittlungen nicht näher ins Detail. Somit bleibt unklar, warum er für seine Dienste auch noch knapp neun Jahre später von Blatter bezahlt wurde. 2011 unterstützten die UEFA-Verbände unter der Führung von Platini den Schweizer im Wahlkampf gegen den Katarer Mohamed bin Hammam.

Bis zu dem von der Schweizer Bundesanwaltschaft eingeleiteten Strafverfahren gegen Blatter galt Europas Kandidat Platini als Topfavorit auf die Nachfolge seines früheren Intimus. Sollte auch Platini zum Beschuldigten werden, wäre seine Bewerbung hinfällig. "Ich bin mir bewusst, dass diese Ereignisse mein Bild in der Öffentlichkeit und meinen Ruf beeinträchtigen können, und damit auch das Bild der UEFA", schrieb der Franzose weiter.

Platini als Auskunftsperson befragt

Platini war am Freitag im Zuge der FIFA-Korruptionsaffäre befragt worden, "jedoch nicht als Beschuldigter, sondern als Auskunftsperson". Weiters betonte Platini, er sei keines Fehlverhaltens beschuldigt worden.

Unklar ist noch immer, wann die Ethikkommission des Weltverbandes Ermittlungen und mögliche Konsequenzen gegen den eigenen Präsidenten oder Platini publik macht. Eine Suspendierung Blatters hätte den vorzeitigen Amtsverlust des 79-Jährigen zur Folge - fünf Monate bevor der Schweizer nach 17 oft skandalumwitterten Jahren sein Amt bei einem außerordentlichen FIFA-Kongress zur Verfügung stellen wird.

(APA)

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