"Presse"-Stipendiaten: Was wurde eigentlich aus...?

(c) Clemens Fabry
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Sechs Teilnehmer berichten, wie es ihnen in ihrer postgradualen Ausbildung ergangen ist.

Ein Bauingenieur. Eine Immobilienmanagerin. Ein Handelswissenschaftler, ein Kulturtechniker, eine Juristin, eine Kommunikationswissenschaftlerin – sechs ganz unterschiedliche Menschen in sechs ganz unterschiedlichen Berufen, die nur eines verbindet: Sie haben eine postgraduale Ausbildung absolviert, um neu durchzustarten. „Die Presse“ hat sie, zusammen mit den jeweiligen Bildungseinrichtungen, mit Stipendien dabei unterstützt. Jetzt berichten sie von ihren Erfahrungen.

Unternehmerisch denken

Da wäre zum Beispiel der studierte Handelswissenschaftler Christoph Katzensteiner, kaufmännischer Geschäftsführer von Railpool, einem auf Schienenfahrzeuge spezialisierten Leasingunternehmen mit Sitz in München. „Manager auszubilden ist relativ einfach“, sagt er. „Wichtiger ist, auch eine unternehmerische Sicht zu entwickeln: Welche Informationen und Werkzeuge benötigt man, um einen Markt zu verstehen und das Unternehmen erfolgreich auf diesem Markt zu platzieren? Wie muss das Unternehmen organisiert sein, und welche Fertigkeiten muss man selbst dafür mitbringen?“ Katzensteiner holte sich dieses Wissen im „Global Executive MBA“ an der Limak. Wenige Monate nach dem Abschluss – Katzensteiner hatte in der Zwischenzeit seinen bisherigen Arbeitgeber verlassen und war als Berater tätig – kam das Angebot, Railpool aufzubauen.

Auch Paul Vospernik hat sich berufsbegleitend weitergebildet: Im MSC-Lehrgang „Renewable Energy in Central and Eastern Europe“ der TU Wien erhielt er das nötige technische und betriebswirtschaftliche Fachwissen, um Anlagen für erneuerbare Energie erfolgreich zu betreiben. Mit den betriebswirtschaftlichen Komponenten hatte der studierte Kulturtechniker und Wasserwirtschafter keine Probleme: „Es fällt Technikern wahrscheinlich leichter, Wirtschaft zu verstehen, als umgekehrt“, berichtet er; gleichzeitig erinnert er sich gut daran, wie viel er von den Mitstudenten aus anderen Branchen gelernt hat: „Ich habe sehr geschätzt, dass Leute mit einem ganz anderen Hintergrund dabei waren. Auch von ihrer Erfahrung habe ich profitiert.“

So ähnlich erging es auch der Asset-Managerin Sigrid Scheucher, die sich für einen „Executive MBA in General Management“ am Institut für Management (IfM) in Salzburg entschieden hat: „Zuerst wollte ich einen Professional MBA in Real Estate in Deutschland machen. Man kann sich in seinem Fachgebiet ja bis zum Exzess weiterbilden. Die Entscheidung für General Management war die richtige. Die Aufgaben aus allen Unternehmensbereichen, die intensive Auseinandersetzung mit sich selbst, der Austausch mit den anderen Teilnehmern, aber auch die Diskussion über das eigene Unternehmen fördern die Entwicklung eines eigenen Führungsstils und helfen, auf strategisches Management zu fokussieren.“

Karrieresprünge

Freilich ist die berufsbegleitende Weiterbildung kein Zuckerschlecken. „Ende 2007 hatte ich einen Durchhänger“, berichtet Stefan Reitgruber, der in wenigen Tagen seinen „Professional MBA Projectand Processmanagement“ an der WU Executive Academy erfolgreich abschließen wird, stellvertretend für alle sechs Stipendiaten. „Damals wurden die theoretischen Grundlagen erarbeitet, der Unterricht war also noch nicht sehr praxisnah. Außerdem wurden die Einheiten als Blockveranstaltungen an Wochenenden durchgeführt, so dass die Regeneration zu kurz kam.“ Die anschließende inhaltliche Vertiefung fand jedoch unter der Woche statt, so dass zwar die Urlaubstage verbraucht wurden, zumindest aber die Wochenenden frei waren. Und die Mühe zahlt sich aus: Der studierte Bauingenieur hat schon jetzt einen Karrieresprung gemacht und ist von einer operativen in eine Managementposition aufgestiegen.

Zusätzliches Wissen

Auch Elisabeth Czermak, Absolventin des „Executive MBA“ der Sales Manager Academy, hat einen beachtlichen Karriereschritt hinter sich: Aus einer mittleren Managementstelle wechselte sie in eine leitende Marketingposition bei Wien Energie Vertrieb. „Ich bin von meinem bisherigen Lebenslauf her sehr auf Marketing ausgerichtet“, sagt die Kommunikationsexpertin. „Der MBA hat mir das verwandte Wissen aus dem Sales-Bereich nähergebracht. Ich bin überzeugt, dass dieses Knowhow auch ausschlaggebend dafür war, dass ich diese neue Stelle bekleiden kann. Insbesondere, weil ich in meiner neuen Aufgabe eng mit dem Vertrieb zusammenarbeite und ihn in vielen Aktivitäten unterstütze.“

Die an der Universität Innsbruck als wissenschaftliche Mitarbeiterin beschäftigte Juristin Simone Wasserer hat erst im November 2008 den LL.M.-Lehrgang „International Business & Tax Law“, der je zur Hälfte am MCI Management Center Innsbruck und an der Frankfurt School of Finance and Management stattfindet, begonnen. „Der Studiengang vermittelt Kenntnisse des europäischen und internationalen Rechts und behandelt Fachgebiete, die in der internationalen Wirtschaftspraxis nachgefragt werden“, erklärt Wasserer. Auch wenn noch offen ist, welche berufliche Laufbahn sie letztlich einschlagen wird, ist sich Wasserer sicher, dass sie von der Spezialisierung „in jedem Fall profitieren“ werde.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.06.2009)

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