OÖ: Mit Gemeindefusion nicht auf Kuschelkurs unterwegs

(C) Privat/ Severin Mair
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Severin Mair wurde in Eferding mit 22 Bürgermeister. Sein Vater ist bei den Grünen, der Sohn hat lieber die ÖVP wiederbelebt.

Eferding. Der offizielle Amtsantritt erfolgt erst im November, aber angeeckt ist er schon unmittelbar nach seiner Direktwahl mit 70,1 Prozent der Stimmen zum Bürgermeister der Bezirksstadt Eferding: Severin Mair, ÖVP-Politiker und 22-jähriger Jusstudent, ist mit seiner erklärten Absicht, Eferding mit den Umlandgemeinden Fraham, Hinzenbach und Pupping zusammenzulegen, nicht auf Gegenliebe gestoßen – vor allem nicht bei seinen drei Bürgermeisterkollegen. Von seiner Idee will er sich dennoch nicht abbringen lassen. „Das wäre ein einfacher Weg, wenn man da einen Kuschelkurs fährt“, räumt der jüngste Bürgermeister des Landes ein. Er wolle Fusionen durch den Druck der Bevölkerung erreichen: „Ich habe so viele positive Stimmen aus der Bevölkerung gehört“, versichert er im Gespräch mit der „Presse“.

Seine Kollegen will er vor allem mit zwei Argumenten überzeugen. Das eine ist Geld, weil es im Fall einer Fusion zusätzliche Mittel gebe: „Man blockiert sich da massiv.“ Der zweite Grund sei, dass auf diese Weise Probleme der Vereine und bei der Infrastruktur – etwa durch vernünftige gemeinsame Sportanlagen – gelöst werden könnten. Denn schon jetzt umfasse der Musikverein die vier Gemeinden, ebenso das Pfarrgebiet. „Nur mehr der letzte Schritt fehlt“, sagt Mair. Vor allem auch, was die Koordination von Betriebsansiedlungen betrifft, „wäre das für die Zukunft eine Riesenchance“. Zweites Hauptanliegen des neuen Stadtchefs ist ähnlich wie in anderen Bezirksstädten die Innenstadtbelebung, besonders auch durch Treffpunkte für junge Menschen.

Nicht nur wegen seines Alters hat Mair in Oberösterreich für Aufsehen gesorgt. Sein Vater Karl Mair-Kastner ist für die Grünen in Eferding aktiv und war bei der Wahl auch Konkurrent. Der künftige schwarze Bürgermeister hat jedoch lieber zuerst 2012 die Junge ÖVP („Die ist eingeschlafen“) mit gleichgesinnten, engagierten Freunden wiederbelebt. Für Politik hat er sich schon im Gymnasium in Dachsberg unweit der Bezirksstadt stärker interessiert, auch mit den Grünen hat er sich intensiver beschäftigt.

Vom Genderthema abgeschreckt

Während sonst Kinder von Bürgerlichen und ÖVP-Sympathisanten nicht selten zu den Grünen tendieren, hat er bewusst den umgekehrten Weg eingeschlagen. „Meine politische Einstellung trifft sich großteils in gesellschaftichen Ansichten nicht mit den Grünen“, erläutert Severin Mair.

Das gelte beispielsweise für das Genderthema, das für ihn nicht zentral sei. Und: „Viele Dinge werden bei den Grünen zu utopisch gesehen.“ Er fühle sich bei den Werten der ÖVP besser aufgehoben. Nicht nur, weil er bei der Landespartei 2012 ein Praktikum absolviert hat und damals auch einer der Fahrer des jetzigen ÖVP-Landesgeschäftsführers Wolfgang Hattmannsdorfer war. Ihm sei auch um die Bundespartei nicht bang. „Ich schätze Reinhold Mitterlehner als Person sehr“, sagt der Eferdinger Jungbürgermeister.

Während die SPÖ „strukturell überaltert“ sei, ist für ihn vor allem Außenminister Sebastian Kurz „ein positives Beispiel für die Zukunft der ÖVP“. Es gebe mit Staatssekretär Harald Mahrer und weiteren Personen noch andere positive Beispiele: „Da ist die ÖVP besser für die Zukunft aufgestellt.“

Das Bürgermeisteramt will Mair übrigens „nebenberuflich“ zu seinem Studium ausfüllen. Im Gemeinderat liegt die ÖVP nun mit neun Mandaten vor der SPÖ mit acht Mandaten voran. (ett)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.10.2015)

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