AUA: Gut, aber noch nicht gut genug

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Der Gewinn muss steigen, um die Expansion zu tragen, sagt der neue Chef, Kay Kratky. Deshalb gelte es, weiter an allen Stellschrauben zu drehen, die Auslastung der Flieger und damit die Profitabilität zu erhöhen.

Wien. Besser hätte der Start nicht sein können: 90 Tage ist der neue AUA-Chef, Kay Kratky, im Amt – am Donnerstag konnte er das beste Neunmonatsergebnis seit vielen Jahren verkünden. Für Kratky sind die 61 Mio. Euro Betriebsgewinn (nach minus vier Mio. Euro), die nicht ihm, sondern der „ausgezeichneten Arbeit der Mannschaft“ geschuldet sind, gut, aber noch nicht gut genug. Das Jahresergebnis wird deutlich über dem Vorjahreswert von zehn Mio. Euro liegen – das durch Rückstellungen für Abfertigungen infolge des neuen Bordkollektivvertrags belastet war. Und es wird 2016 noch besser ausfallen. Aber: „Das ist angesichts einer Marge von drei Prozent noch nicht genug, um auch Investitionen in neue Flugzeuge zu stemmen.“

Sehr hohe Verlustvorträge

Das konnte Finanzvorstand Heinz Lachinger nur bestätigen, indem er auf die hohen Verlustvorträge aus der Vergangenheit verwies, ohne Zahlen zu nennen. Zur Erinnerung: Seit 2001 hat die AUA rund 1,5 Mrd. Euro Verlust angehäuft.

Deshalb gelte es, weiter an allen Stellschrauben zu drehen, die Auslastung der Flieger und damit die Profitabilität zu erhöhen, betonte Kratky. Dazu würde auch das Streckennetz regelmäßig überprüft. Denn: „Wir können uns unprofitable Strecken nicht leisten.“ Keine andere Branche sei so sehr von politischen Krisen und einer schwankenden Wirtschaftslage tangiert wie die Luftfahrt. „Wenn wir überleben wollen, müssen wir uns dieser Situation mit Flexibilität und Härte stellen.“

Deshalb hat die AUA Rostow, Charkow, St. Petersburg, Barcelona, Dubai und Male aus dem Programm genommen. Neu sind Manchester, Odessa, Miami, Mauritius, Colombo und Shanghai. Hongkong werde geprüft. Beim Wachstum müsse die Marke AUA im Vordergrund stehen, begründete Kratky den Schritt, die beiden Eurowings-Maschinen ab Wien nicht mit AUA-Personal zu fliegen. Stattdessen bekommt die AUA 2016 zwei zusätzliche Airbusse.

Derzeit profitiert die AUA nach einem Rekordsommer von einer anhaltend guten Buchungslage, wozu auch die neuen Langstreckenziele beitragen. Dazu kommen niedrigere Personalkosten und der tiefe Ölpreis, der trotz Hedging-Belastung eine günstigere Ausgabenrechnung verursacht.

Kosten verursachten indes die vielen Flugausfälle, eine Folge des vom Bordpersonal bekämpften harten Sanierungskurses. „Diese Schleifspuren sehen wir noch heute“, verwies Kratky auf die Kosten, aber vor allem auf enttäuschte Passagiere. Das dürfe nicht wieder passieren. Deshalb nimmt die AUA 240 Flugbegleiter und 60 Piloten auf. Letztere sind zum Teil schon in Schulung.

Lufthansa hebt Prognose an

Weil auch die Mutter Lufthansa selbst und die AUA-Schwester Swiss im Quartal sehr gut abschnitten, hebt der Konzern die Jahresprognose: Das Betriebergebnis soll statt bei 1,5 nun bei 1,75 bis 1,95 Mrd. Euro liegen. Bis September erhöhte sich das Betriebsergebnis um 51 Prozent auf 1,2 Mrd. Euro, der Umsatz legte um sechs Prozent auf 8,9 Mrd. Euro zu. Analysten äußerten sich dennoch skeptisch, ob es der Gesellschaft gelingt, die Kosten im Griff zu behalten. Lufthansa-Aktien stürzten zeitweise um mehr als sieben Prozent ab. (eid)

AUF EINEN BLICK

Die AUA hat dank eines Rekordsommers und billigen Öls bis September 61 Mio. Euro Betriebsgewinn gemacht. Für das Gesamtjahr stellt Airline-Chef Kay Kratky eine deutliche Verbesserung in Aussicht.

Für den Prozess gegen den Fast-Investor Scheich Al Jaber hat die AUA die Prozesskosten rückgestellt. Die eingeklagte Schadensforderung von 156 Mio. Euro sei weitgehend wertberichtigt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.10.2015)

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