Erfolg in Theorie und Praxis

Kolumne "Karrierewege". Was ist also wichtiger: Theorie oder Praxis? Über Affen und Akademiker.

Einfach gesagt lernen wir durch eine gute Ausbildung und praktische Erfahrungen. Worin besteht der Unterschied zwischen den beiden? In der Theorie sind Theorie und Praxis gleich, in der Praxis sind sie es nicht.

Die meisten Menschen stimmen etwa folgendem Satz zu: „2 minus 1 = 1“. In der Praxis stimmt das nicht immer. Zum Beispiel: Sie haben zwei Affen. Dem ersten Affen geben Sie eine Banane. Dem zweiten Affen geben Sie zwei Bananen und nehmen ihm eine weg. Am Schluss haben beide Affen eine Banane, aber der eine ist zufrieden und der andere unglücklich. Zwei minus eins ist eben nicht immer gleich eins.

Akademiker begleitet der Ruf, gescheit zu sein, aber gerade in jungen Jahren nicht viel zu können. Im Vergleich zu Nicht-Akademikern verdienen Akademiker kurz nach der Ausbildung in der Tat verhältnismäßig viel gemessen daran, was sie dem Unternehmen effektiv bringen. Wenn Führungskräfte über eine Neueinstellung diskutieren, fällt deshalb häufig der Satz: „Brauchen wir einen Akademiker, oder suchen wir jemanden, der etwas kann?“

Was ist schwerer, ein Kilo Eisen oder ein Kilo Federn? Der Theoretiker denkt lange nach, während der Praktiker längst die Lösung durch Ausprobieren gefunden hat. Der Theoretiker kommt zum Schluss, dass beides gleich schwer sein muss und ändert erst seine Meinung, als ihm der Praktiker beides auf den Fuss fallen lässt.

Viele Menschen, die nach der Pflichtschule ein Lebtag gearbeitet und viel praktische Erfahrung gesammelt haben, werden jedoch das schleichende Gefühl nicht los, dass ihnen etwas Wichtiges fehlt. Das große Problem vieler Schulabbrecher besteht darin, dass sie nicht nur mit der Schule aufhören, sondern auch mit dem Lernen.

Es mangelt ihnen an einem theoretischen Unterbau für ihre Arbeit, der ihnen als Plattform für weiteren beruflichen und sozialen Aufstieg dient. Den nächsten Level ihrer Karriere können sie nicht durch mehr Arbeit vom Selben erreichen, sondern durch eine andere Qualität ihrer Tätigkeit. Erst größeres Wissen und geistige Wendigkeit versetzen sie in die Lage, komplexere Probleme zu lösen.

Theoretisches Wissen ist notwendig, weil vor einer Tat ein Gedanke stehen muss. Es ist unmöglich, einen neuen Ort anzusteuern, der nicht schon vorher auf unserer geistigen Landkarte eingezeichnet ist. Wer nur handelt ohne nachzudenken, folgt seinen erlernten Mustern, die in die Irre führen können, wenn sie nicht mehr zeitgemäß sind.

Auf der anderen Seite ist theoretisches Wissen ohne praktische Anwendung wie Gold in der Mine. Das größte Talent verkommt unweigerlich, wenn es nicht ausgeübt wird. Wer sich auf seine ausgezeichnete Ausbildung etwas einbildet und keine praktischen Erfolge vorweisen kann, trägt bloß eine Hülle ohne Inhalt.

Was ist also wichtiger: Theorie oder Praxis? Die einfache Antwort lautet: Beides ist unabdingbar. Nur wer das erworbene Wissen in die Tat umsetzt, hat die besten Berufschancen.

Conrad Pramböck ist Berater und Speaker zu Gehalts- und Karrierethemen. Er leitet bei der Personalberatung Pedersen & Partners den Geschäftsbereich Compensation Consulting.

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