Schwimmen: Klagen und Streit statt Tempi

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Die nächste Runde vor Gericht: OSV-Funktionäre klagen den Aktivisten und Kabarettisten Nikolaus Formanek wegen Ehrenbeleidigung und Kreditschädigung.

Wien. Nikolaus Formanek hat schon mehr gelacht. Bis vor wenigen Wochen war die Welt des Kabarettisten intakt: Gewisse Funktionäre des Schwimmverbandes sind korrupt, Formanek und Freunde räumen auf. Eines Tages im Juli 2015 kündigten er und Anwalt Thomas Krankl sowie der Präsident des vom OSV ausgeschlossenen alten Salzburger Landesverbandes, Christian Schneeberger, Klagen an. Wegen Untreue, Betrugs, Konkursverschleppung, Urkunden- und Fördermittelmissbrauchs. Sogar eine Anzeige wegen des Verdachts der Bildung einer kriminellen Vereinigung wollte das Trio gegen OSV-Funktionäre einbringen.

Seither ist nach Auskunft eines der von Formanek Verdächtigten, des Anwalts und OSV-Rechtsreferenten Arno Pajek, keine Klage eingegangen. Im Gegenteil: Pajek und andere OSV-Funktionäre klagten Formanek auf Ehrenbeleidigung und Kreditschädigung. Der „Presse“ liegen die Klagen und Formaneks Klagserwiderung vor. Heute kommt es in St. Pölten zur ersten Tagsatzung.

Ex-Pressereferent des LIF

Einen Prozess hat Formanek bereits verloren. Er musste Formulierungen von seinem Facebook-Account löschen. Die neue Zivilklage und die strafrechtliche Anzeige beziehen sich ebenfalls auf Äußerungen im Internet. Dort beschrieb er sich und andere als Menschen, „die seit Jahren unter Korruption, Erpressung, Drohungen und Existenzvernichtung“ leiden. Begangen durch OSV-Funktionäre. Funktionäre bezeichnete er als „Missbrauchstäter“. Österreich sei ein Land, schrieb der ehemalige Pressereferent des LIF, „in dem der Sport im Würgegriff mafioser PolitikerInnen, selbstherrlicher politischer Dachverbände und korrupter Sportfunktionäre stranguliert wird“. Nach einstweiligen Verfügungen des Landesgerichtes St. Pölten musste Formanek die inkriminierten Aufsätze löschen, er wollte dazu keine Stellungnahme abgeben.

Tatsächlich muss der Verband seine zum Teil problematische Vergangenheit seit eineinhalb Jahren aufarbeiten. Beginnend mit dem formell falsch gehandhabten Ausschluss des Schwimmklubs der Familie Jukić, des SC Austria, wegen ausstehender Beitragszahlungen bis zum systematischen Fördermittelbetrug von mehr als 200.000 Euro. Behauptungen, Funktionäre seien der Konkursverschleppung schuldig, seien durch eine Studie widerlegt, sagt Pajek. Der Anwalt gehört der neuen Führungsriege an, die den OSV neu aufzustellen versucht.

Warum Formanek ihn derart wüst attackierte, war nicht zu klären. Formanek schloss sich der Gruppe rund um Dinko Jukić und Krankl an und ist nun der erste Gegner der neuen OSV-Führung im Kampf um die Deutungshoheit im Schwimmbecken.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.11.2015)

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