Westbahnhof: Verkehrsminister gegen Pendlerwünsche

Minister Stöger und ÖBB-Chef Kern
Minister Stöger und ÖBB-Chef Kern APA/ROLAND SCHLAGER
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Mit der Fahrplanumstellung ab 13. Dezember fahren ÖBB-Fernzüge den Wiener Westbahnhof nicht mehr an, sondern den neuen Hauptbahnhof. Verkehrsminister Stöger steht trotz Protesten zu dieser Entscheidung.

Für den Ausbau der Westbahnstrecke und kürzere Reisezeiten werden Milliarden aufgewendet. Tausende Bahnreisende, die dadurch schneller nach Wien kommen, werden diese gewonnene Zeit dann allerdings in der Bundeshauptstadt wieder verlieren oder sogar noch länger als bisher brauchen. Denn mit dem neuen ÖBB-Fahrplan ab 13. Dezember dieses Jahres werden Fernzüge der Österreichischen Bundesbahnen nicht mehr den Westbahnhof, sondern den neuen Hauptbahnhof ansteuern. Tausende, besonders jene, die in den Westen Wiens müssen, werden dann innerstädtisch viel länger dorthin brauchen. Das empört vor allem Pendler aus Niederösterreich. Bei Verkehrsminister Alois Stöger (SPÖ) brauchen sie nicht auf Unterstützung hoffen, denn dieser verteidigt die ÖBB-Lösung.

"Ich stehe voll hinter der Entscheidung", erklärte der Verkehrsminister der "Presse" am Dienstag am Rande des Ministerrats. Der SPÖ-Ressortchef führt gleich mehrere Gründe dafür an: Regionalzüge würden auch weiterhin den Westbahnhof anfahren; insgesamt sei es so, dass das Service und die Erreichbarkeit über innerstädtische Anbindungen an den neuen Hauptbahnhof und den Meidlinger Bahnhof besser sei; außerdem könne der neue Hauptbahnhof, der ehemalige Südbahnhof in Wien, ab dem neuen Fahrplan dann von allen Landeshauptstädten aus direkt errreicht werden.

ÖBB-Generaldirektor Christian Kern hat den neuen Fahrplan am Freitag der Vorwoche präsentiert und besonders die kurze Fahrzeit etwa von Salzburg nach Wien hervorgehoben. Bahnreisende und Pendler aus Westösterreich, Ober- und vor allem aus Niederösterreich, müssen etwa für die Weiterfahrt von St. Pölten nach Wien-Westbahnhof dann aber langsamere Regionalzüge nützen oder auf die schnelle innerstädtische Verbindung über die U-Bahnlinie 3 entlang der Mariahilferstraße in die Innenstadt oder den Westen Wiens verzichten. Vor allem Pendler haben bereits beklagt, dass sie mit der Änderung künftig länger als bisher zu ihrem Arbeitsplatz brauchen werden. Bei anderen Gelegenheiten wird die SPÖ sonst nicht müde, hervorzuheben, wie wichtig die Kanzlerpartei Anliegen der Pendler nehme.

Betroffenen bleibt Westbahn als Alternative

Betroffenen bleibt allerdings, wie berichtet, der ÖBB-Konkurrent Westbahn als Alternative. Denn die Westbahn-Schnellzüge werden weiter direkt zum Wiener Westbahnhof fahren.

Stöger darf sich dennoch freuen. Der parlamentarische Verkehrsausschuss hat ausgerechnet am Dienstag grünes Licht dafür gegeben, dass der Verkehrminister Haftungen für ÖBB-Milliardenprojekte von 2016 bis 2021 übernehmen kann. Darunter ist unter anderen auch der weitere viergleisige Ausbau der Weststrecke von Wien nach Wels.

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