EM 2016: Irland überwindet sein Play-off-Trauma

16 Nov 2015 DUBLIN Ireland Rep of Ireland qualified for the 2016 European Championships in France
16 Nov 2015 DUBLIN Ireland Rep of Ireland qualified for the 2016 European Championships in France(c) imago/Michael Cullen (imago sportfotodienst)
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Die Iren gewannen das Rückspiel gegen Bosnien und Herzegowina 2:0 – auch dank eines umstrittenen Handspiels. Mit Offensivgeist, Leidenschaft und den lautesten Fans reist das Team von Martin O'Neill nach Frankreich.

Dublin/Wien. Mitten im irischen Jubel über die Qualifikation für die EM 2016 in Frankreich tauchte plötzlich Superman auf. Zeugwart Dick Redmond sorgte mit seiner Verkleidung für Erheiterung, mit überirdischen Kräften hatte der Sieg über Bosnien und Herzegowina im Play-off jedoch nichts zu tun. „Uns fehlt es an vielem, aber nicht an Mut und Entschlossenheit, bis zum Ende zu kämpfen“, sagte Teamchef Martin O'Neill nach dem 2:0-Erfolg im Rückspiel.

Nach dem 1:1 im Hinspiel brachte Jonathan Walters die Iren vor 50.000 Fans in Dublin früh auf Kurs. Im Strafraum flog Ervin Zukanović der Ball an die Hand, den umstrittenen Elfmeter verwandelte der Teamkollege von Marko Arnautović bei Stoke City souverän (23.). Für Fans und Spieler ein später Fall von ausgleichender Gerechtigkeit: 2009 hatte Thierry Henry mit einem Handspiel Frankreich im WM-Play-off den Weg nach Südafrika geebnet. Der Schlusspunkt einer Negativserie: Insgesamt schon siebenmal war für die Boys in Green in der Relegation Endstation gewesen.

Diesmal hatte Irland das Glück auf seiner Seite und Walters besiegelte via Freistoß (70.) die dritte EM-Teilnahme nach 1988 und 2012. „Wir sind am Ziel. Wir haben zwar den schwierigen Weg gewählt, aber wir haben es geschafft“, freute sich der 32-Jährige.

Teamchef als Vater des Erfolgs

Für die Experten kommt der Erfolg vor allem von der Trainerbank. Teamchef Martin O'Neill hat das Offensivspiel der Mannschaft nach der Ära von Giovanni Trapattoni wiederbelebt. Die Defensive steht noch immer sicher, doch seine Spieler glauben nun daran, gegen jeden Gegner treffen zu können. Den Beweis lieferten die späten Tore von Aiden McGeady (Georgien), John O'Shea (Deutschland), Shane Long (Polen) oder Robbie Brady (Bosnien). Die letzten Prozent habe sein Assistent Roy Keane mit seiner rauen Art aus den Spielern gekitzelt, erzählte O'Neill und sprach von einer seiner wichtigsten Entscheidungen, die Manchester-United-Legende ins Team geholt zu haben. „Er ist eine Ikone – manchmal polarisierend, aber in der Kabine eine absolute Führungsfigur.“

Auf seine Mannschaft könne er „nicht stolzer sein“, erklärte O'Neill. „Es ist eine fantastische Gruppe. Sie haben alles in die Schlacht geworfen und uns so durch Spiele gebracht, in denen uns vielleicht der absolute Genieblitz gefehlt hat“, meinte der 63-Jährige, der nach Jahren bei Celtic Glasgow und in der Premier League im November 2013 beim irischen Verband anheuerte.

Das Turnier in Frankreich darf sich damit auch auf zahlreiche irische Fans, die für ihre lautstarke und unerschütterliche Unterstützung weltbekannt sind, freuen. „Unsere Fans sind großartig, sie haben uns nach vorn getrieben“, lobte auch O'Neill. Mit dem Auftritt ihrer Anhänger konnte jener der Nationalmannschaft bei EM-Endrunden in der Vergangenheit aber nicht mithalten. Sowohl 1988 in Deutschland als auch 2012 in Polen/Ukraine kam das Aus nach der Vorrunde. (swi)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.11.2015)

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