Kontrollen, Schweigeminuten und eine sportliche Überraschung

Hamburg. Die deutsche Fußballbundesliga hat mit dem 3:1 des Hamburger SV gegen Borussia Dortmund einen ersten Schritt zurück in den sportlichen Alltag vollzogen. Nach den Terroranschlägen von Paris und der Absage des Länderspiels in Hannover wegen Hinweisen auf einen Anschlag konnte von einem normalen Fußballspiel aber noch nicht die Rede sein.

Bevor im ausverkauften Hamburger Volksparkstadion vor 57.000 Zuschauern der Ball rollte, wurde es emotional. Gleich zwei Schweigeminuten gab es vor dem Anpfiff: eine zu Ehren des verstorbenen Altbundeskanzlers Helmut Schmidt und eine für die Opfer von Paris. Die Attentate von Frankreich und ihre Folgen hatten ein hohes Sicherheitsaufkommen innerhalb der und rund um die Arena ausgelöst. 600 statt der üblichen 450 Ordner waren im Einsatz, auch die Polizei war entsprechend präsent. Vor der Begegnung hatten Sprengstoffhunde wie bei jedem Spiel zweimal das Stadion abgesucht. Auch Hamburgs Innensenator, Michael Neumann (SPD), machte sich vor Spielbeginn ein Bild von der Lage.

Alle Besucher wurden sorgfältig abgetastet, Taschen kontrolliert. HSV-Vorstandschef Dietmar Beiersdorfer hatte an die Fans appelliert, keine Knaller oder Böller ins Stadion mitzubringen, die Besucher folgten dem Aufruf. Die Flaggen vor der Arena wehten auf halbmast, beide Mannschaften spielten mit Trauerflor.

Wegen Staus rund um das Volksparkstadion wurde die Begegnung mit 15 Minuten Verspätung angepfiffen. Sportlich lenkten die Hausherren das Match rasch in eine eindeutige Richtung: Nach Treffern von Pierre-Michel Lasogga per Elfmeter (19.), Lewis Holtby (41.) und einem Eigentor von Mats Hummels (55.) lag der HSV bereits nach einer Stunde 3:0 in Führung. Das 15. Saisontor von Aubameyang (86.) war für die Dortmunder zu wenig.

Bis zum Abpfiff blieben besondere Vorfälle aus. „Alles ist ruhig geblieben. Rund um die Arena gab es keine außergewöhnlichen Vorkommnisse“, sagte ein Polizeisprecher. Die beiden Trainer sprachen von einer Rückkehr zur Normalität. „Es war wie immer, sicherer Aufenthalt, sichere Anreise“, sagte Dortmund-Coach Thomas Tuchel. HSV-Trainer Bruno Labbadia meinte zu einer möglichen Terrorgefahr, es gehöre zum Job, so etwas auszublenden. „Vor allem dürfen wir uns die Freude nicht nehmen lassen. Heute war für den HSV und unsere Fans ein Freudentag.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.11.2015)

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