Bundesliga: Ein "nicht schön anzusehender" Meister

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Salzburg schimpft über den Derby-Auftritt, der WAC betreibt Frustabbau und staunt über den Trainereffekt. "Es war ein sehr schlechtes Fußballspiel, nicht schön anzusehen", schimpfte Salzburg-Verteidiger Martin Hinteregger.

Salzburg/Wolfsberg. Die mitunter dürftigen spielerischen Darbietungen der Salzburger entsprechen nicht den hochgesteckten Ambitionen des Meisters. Das zeigte sich auch beim 1:1 im Lokalderby in Grödig. „Es waren beide Halbzeiten schlecht. Es war ein sehr schlechtes Fußballspiel, nicht schön anzusehen“, schimpfte Salzburg-Verteidiger Martin Hinteregger. Die Salzburger verspielten eine 1:0-Führung, sind nun seit drei Spielen auswärts ohne Sieg und haben es außerdem verabsäumt, im Titelkampf Druck auf die Wiener Austria aufzubauen.

Dabei war der Spielverlauf wie gemacht für den Titelverteidiger: Ein Kopfball von Jonatan Soriano fand über die Brust von Grödigs Matthias Maak nach einer Viertelstunde den Weg ins Tor. Doch die Gäste verpassten es nachzulegen. Abwehrspieler Christian Schwegler, seit über sechs Jahren im Salzburg-Dress, war ähnlich kritisch wie Hinteregger: „Es war nicht wirklich ein Spielaufbau vorhanden. Wir haben zu schnell die Bälle nach vorn geschlagen, nur dieses Mittel angewendet.“

Heimstärke am Untersberg

In der 55. Minute tauchte dann der 20-jährige Ex-Salzburger Martin Rasner im Rückraum auf, bezwang Salzburg-Goalie Alexander Walke und bescherte mit seinem Bundesliga-Premierentor Grödig den erst zweiten Punktgewinn im zehnten Duell mit dem Lokalrivalen.

„Das Gegentor war ein kleiner Schock für uns“, erklärte Peter Zeidler. Der Salzburg-Coach vermisste einmal mehr die fehlende Abstimmung in der Hintermannschaft. „Solange wir das nicht gemeinsam verteidigen, werden wir immer wieder Gefahr laufen, solche Tore zu bekommen“, erklärte der Deutsche. Erst in zwei Spielen dieser Bundesliga-Saison ist der Titelverteidiger ohne Gegentor geblieben.

Auch die spätere Einwechslung der schmerzlich vermissten Kreativspieler Naby Keïta und Takumi Minamino änderte nichts mehr an der Offensivleistung. „Dass wir nicht gleich reagiert und zurückgeschlagen haben, das muss man der Mannschaft schon vorwerfen“, meinte Zeidler. Auf der Gegenseite belebte hingegen der eingetauschte 33-jährige Routinier Roman Wallner die Angriffsbemühungen.

Grödig bleibt zu Hause weiterhin eine Macht, seit sechs Spielen sind die Flachgauer im Stadion am Fuß des Untersberg ungeschlagen. Trainer Peter Schöttel durfte nach dem Prestigeerfolg – Grödig ist der Bundesligaklub mit dem kleinsten Budget, Salzburg der Verein mit dem größten – zufrieden bilanzieren: „Wir haben Red Bull einen rassigen Fight geliefert.“

Traumeinstand im Lavanttal

Beim WAC hat sich in vergangenen Wochen einiges an Frust aufgebaut. Ihn haben sich die Kärntner mit einem 4:0-Heimerfolg gegen die Admira fürs Erste von der Seele geschossen. Silvio (7., 29.), Markus Lackner (74./Eigentor) und Joachim Standfest (91.) bescherten Neo-Trainer Heimo Pfeifenberger eine Premiere, von der der 48-Jährige wohl nur zu träumen gewagt hatte. So viele Tore waren den Kärntnern in der Bundesliga zuletzt am 16. August 2014 gegen Ried gelungen.

„Es war so ein Tag, an dem alles gepasst hat“, jubelte Pfeifenberger und vergaß nach seinem geglückten Debüt seinen Vorgänger Dietmar Kühbauer nicht: „Auch Didi Kühbauer hat an dem Erfolg seinen Anteil.“ WAC-Präsident Dietmar Riegler sah das ähnlich: „Kühbauer hat gute Arbeit geleistet, die Mannschaft ist gut drauf, aber es hat immer das gewisse Etwas gefehlt.“ Er sei sich aber sicher, so Riegler, dass die doch kurzfristig entschiedene Ablöse von Kühbauer die richtige Entscheidung gewesen sei. „Mit dem Trainerwechsel ist ein Ruck durch die Mannschaft gegangen“, meinte Riegler.

Mit einer mutigen Aufstellung und einem optimalen Spielverlauf hat Pfeifenberger nach nur zwei Trainingseinheiten vorerst die Wende eingeleitet. Der neue Coach bemühte sich aber sogleich, alle Akteure auf dem Boden zu halten: „Wir dürfen jetzt nicht übermütig werden, wir haben noch eine schwere Auslosung vor uns.“

„Eine Frechheit“ der Admira

Die schwach aufspielende Admira hat sich beim WAC-Frustabbau freilich als dankbarer Gegner präsentiert. Die Südstädter haderten mit der „schlechtesten Saisonleistung“, wie der erzürnte Trainer Ernst Baumeister meinte. „Die Leistung meiner Mannschaft war eine Frechheit, das war katastrophal“, hat der 58-Jährige geschimpft , dessen Team nun seit sechs Partien ohne Sieg ist. Der bisher letzte volle Erfolg datiert vom 3. Oktober (4:0 in Mattersburg). „Hochmut kommt vor dem Fall. Wir haben unsere Tugenden vergessen.“ (ag./red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.11.2015)

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