"Nichts außer blöd reden": Wiener SPÖ kritisiert Bundes-ÖVP

Georg Niedermühlbichler
Georg NiedermühlbichlerDie Presse (Clemens Fabry)
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SPÖ-Landesparteisekretär Georg Niedermühlbichler übt scharfe Kritik am "Wien-Bashing" der Volkspartei. Wiens ÖVP-Chef Gernot Blümel schoss nicht minder scharf zurück.

Der Streit zwischen Wiener SPÖ und Bundes-ÖVP geht weiter: Der Landesparteisekretär der Wiener Roten, Georg Niedermühlbichler, ist sauer auf die Volkspartei. Diese betreibe mit "absurden" Vorschlägen und Vorwürfen "Wien-Bashing", wie er im Interview mit der APA beklagte. Seiner Ansicht nach steckt dahinter durchaus System: "Ich glaube, dass da Teile der ÖVP ein eigenes Spiel spielen und versuchen Schwarz-Blau auf Bundesebene vorzubereiten." Der rote Parteimanager stößt sich etwa an der Kritik von Außen-und Integrationsminister Sebastian Kurz, der zuletzt Versäumnisse des Rathauses in Sachen muslimische Kindergärten geortet hatte. "Ich weiß nicht, ob er sich im Ausland auskennt, aber in Wien kennt er sich sicher nicht aus, weil sonst könnte er solche Aussagen nicht tätigen. Offenbar ist ihm eine schnelle Schlagzeile lieber als fundierte Recherche und konstruktive Sacharbeit", mutmaßte Niedermühlbichler.

Kurz wolle sich vielleicht als "Nachfolger für irgendwen" profilieren. Damit solle er jedoch Wien in Ruhe lassen. Seine Aussagen würden nur für Verunsicherung sorgen: "Er hat bis heute nicht sagen können, welche Kindergärten es da gibt. Er bedient offenbar ein rechtes Klientel in Vorbereitung auf Schwarz-Blau." Kurz wäre gut beraten, sich um internationale Agenden zu kümmern. Als Integrationsminister falle ihm "außer blöd reden" nicht viel ein.

Blümel: "Zur Schau stellen gekränkter Eitelkeit"

Die Reaktion der Wiener ÖVP folgte auf dem Fuße: Parteichef Gernot Blümel nannte die Aussagen Niedermühlbichlers "völlig jenseitig" und sieht darin einen "neuen Tiefpunkt".  Blümels Kommentar: Die SPÖ sei offensichtlich "an einem sehr wunden Punkt getroffen", anders seien die "Auszucker" Niedermühlbichlers nicht zu erklärten. Anstatt berechtigte Kritik an den Schwachstellen in Wien ernst zu nehmen und zu handeln, würden "Häupl, Wehsely, Niedermühlbichler und Co." aber nur "ihre gekränkte Eitelkeit öffentlich zur Schau" stellen, "in ihrem Trotz verharren" - und "das abgedroschene linke Schreckgespenst namens Schwarz-Blau aus der politischen Mottenkiste" kramen.

"Treppenwitz der Geschichte"

Niedermühlbichler hatte es einen "Treppenwitz der Geschichte" genannt, wenn ÖVP-Klubobmann Reinhold Lopatka das Wiener Gesundheitssystem attackiere: "Weil er war ein Teil des schwarz-blauen Systems. Damals ist Kranksein massiv teurer geworden, es wurden die Ambulanzgebühren eingeführt, es wurde die Rezeptgebühr erhöht. Alles, was Patienten benachteiligt hat, wurde damals gemacht. Wien hat versucht, so gut wie möglich dagegenzuhalten."

Offensichtlich gebe es einige in der Bundes-ÖVP, die anstatt Erfolge der Regierungsarbeit zu bewerben - also etwa die Steuerreform - sich lieber auf Wien oder die SPÖ einschießen würden. Das sei offensichtlich ein Plan von Teilen der Volkspartei - wenn auch ein sehr durchsichtiger, wie Niedermühlbichler konstatierte.

(APA)

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