Kristoffersen: Die nächsten Vater-Sohn-Gewinner

Henrik Kristoffersen
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Henrik Kristoffersen löste Marcel Hirscher mit dem Slalomsieg in Val d'Isère als Seriensieger ab. Der Norweger, 21, fährt technisch brillant.

Val d'Isère. Marcel Hirscher hat ein Skirennen verloren – nach drei Siegen in Serie ist die Erfolgsserie des ÖSV-Stars gerissen. Beim Slalom in Val d'Isère musste er sich mit Platz 2 begnügen. Dank eines fulminanten zweiten Durchgangs schaffte er noch den Sprung auf das Podest. Der 26-Jährige konnte sich den großen Rückstand im ersten Durchgang (1,66 Sekunden) nicht recht erklären, änderte vor dem zweiten Lauf das Set-up, und der Griff in die Materialkiste führte ihn zu Platz zwei. Er sorgte für den Bestand einer Serie: Inklusive der WM 2009 hat es in Val d'Isère fünf Slalom-Entscheidungen gegeben, und immer stand ein ÖSV-Läufer auf dem Podest.

Dieser Slalom war das Rennen des Norwegers Henrik Kristoffersen. Der 21-Jährige ist längst mehr als nur ein Shooting-Star, er ist seit zwei Jahren in der Szene etabliert. Er gewann in Schladming, der technisch brillant fahrende Norweger aus Lørenskog (auf Deutsch: morastiger Wald) ergatterte Bronze bei den Spielen in Sotschi, er ist der Star von Rossignol. Seine Konkurrenz imponiert, seine Energie hingegen nervt manchmal den Servicemann, der mitunter um drei Uhr nachts mit neuen Wachs-Ideen von der Ski-Familie konfrontiert – Henrik wird wie Hirscher von seinem Vater trainiert – wird.

Hirscher studiert seine Videos

Kristoffersen stehe für die neue Generation, sagt Hirscher, der auch offen zugab, sich Videos vom Norweger anzusehen. Es gehe um Stil, Technik, Material – er experimentiert viel. „Henrik fährt clever, brillant. Er kann den Schwung stark zumachen, er hat die nötige Coolness.“

Freilich, geht es in Norwegen um das Skifahren, würden alle zuerst über Svindal, Jansrud oder Altstars wie Kjus und Aamodt sprechen, doch Kristoffersen gewinnt zusehends an Popularität. Als Achtjähriger beichtete er dem Vater, einst selbst Skifahrer, seinen Wunsch, Profi werden zu wollen. Es begann ein Marathon voll Arbeit, Trainings und Reisen. „Wir leben unseren Traum gemeinsam“, erzählte der Vater bei einem PR-Termin in Sölden. Beide wollten mehr, nicht nur als Versprechen gelten, vor allem in der Heimat. Sechs Junioren-Goldmedaillen und fünf Weltcupsiege später zeigt sich, dass der Norweger auch in dieser Saison gut unterwegs ist.

Kristoffersen gewann in Val d'Isère mit 1,09 Sekunden Vorsprung auf Hirscher und dem Deutsche Felix Neureuther. „Ich war schon nervös. Das war ein wirklich guter zweiter Lauf von Marcel“, ließ der Blondschopf seine Gefühle im Starthaus Revue passieren. „Ich hatte ein paar kleine Fehler, aber es war schnell.“ Auch hält er mit seinen Zielen nicht hinter den Berg. „Gesamtweltcupsieg, das ist das Größte, was du als Skifahrer gewinnen kannst. Und Olympia. 2018 werde ich ganz oben stehen.“

In Abwesenheit von Seriensiegerin Mikaela Shiffrin (USA) hat die Slowakin Petra Vlhová überraschend den Slalom am Sonntag in Åre gewonnen. Die 20-Jährige, die zuvor noch nie besser als Siebente war, setzte sich vor der Schwedin Frida Hansdotter (0,59 Sek.), der Norwegerin Nina Löseth (0,65) und der Salzburgerin Michaela Kirchgasser (1,06) durch, die als Halbzeitdritte noch vom Podest rutschte. Im Gesamtweltcup führt weiterhin die US-Amerikanerin Lindsey Vonn, die im Slalom nicht am Start war.

SKI-DATEN

Val d'Isère, Herren-Slalom

1. Kristoffersen (NOR) 1:38,87 (51,66/47,21) 2. Hirscher (AUT) 1,09 (53,32/46,64) 3. Neureuther (GER) 1,46 4. Chodounsky (USA) 2,33 5. Lizeroux (FRA) 2,42 6. Thaler (ITA) 2,46 7. Mölgg (ITA) 2,51 8. Choroschilow (RUS) 2,75 9. Yule (SUI) 2,79 10. Hargin (SWE) 3,08; 15. Digruber 3,81 18. Schwarz 4,05 20. Michael Matt 4,43 24. Herbst 5,07.

Gesamtwertung: 1. Hirscher 440 2. Svindal 317 3. Neureuther 225 4. Kristoffersen 200.

Slalom-Weltcup: 1. Kristoffersen 100 2. Hirscher 80 3. Neureuther 60 4. Chodounsky 50.

Åre, Damen-Slalom

1. Vlhová (SVK) 1:44,26 (51,70/52,56) 2. Hansdotter (SWE) 0,59 3. Löseth (NOR) 0,65 4. Kirchgasser (AUT) 1,06 5. Holdener (SUI) 1,22 6. Zuzulová (SVK) 1,30 7. Strachová (CZE) 1,38 8. Wikström (SWE) 2,26 9. Noens (FRA) 2,31 10. Pietilä-Holmner (SWE) 2,47; 12. Thalmann 2,84 13. Truppe 2,85 17. Brem 3,53 20. Huber 3,60.

Gesamtwertung: 1. Vonn 400 2. Hansdotter 315 3. Shiffrin 296 6. Brem 217 8. Hütter 200.

Slalom-Weltcup: 1. Hansdotter 220 2. Shiffrin 200 3. Vlhová 160 9. Kirchgasser 90.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.12.2015)

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