Blatter und Platini sollen vor Ethikrichter aussagen, der Franzose spricht aber von „Vorverurteilung“.
Zürich. Ein letztes Verhör vor den Fifa-Ethikhütern bleibt den einst mächtigsten Männern des Weltfußballs nur noch zur Rettung ihres Karriereplans. Eigentlich aber haben der suspendierte Joseph Blatter und der ebenfalls gesperrte Michel Platini schon vor dem Auftritt vor der rechtsprechenden Kammer der Ethikkommission in Zürich umfangreich und wortgewaltig in der Öffentlichkeit ausgesagt.
„Inquisition“, „Verstoß gegen die Menschenrechte“ oder „öffentliche Hinrichtung“ – sie wähnten sich mit ihrer Suspendierung für 90 Tage schlimmer gestraft als manch ein Schwerverbrecher. Beide, Jahrzehnte im Geschäft, stolperten über eine Zahlung von 1,8 Millionen Euro. Es war ein Honorar, so die Erklärung, für Platinis Dienste für die Fifa im Jahr 2002. Überwiesen hat Blatter die Summe 2011 – pikanterweise in einem Wahljahr.
Die Zerstrittenen konnten den Vorwurf der Korruption nicht entkräften. Es obliegt nun Richter Hans-Joachim Eckert, über eine langjährige Sperre für alle Fußballaktivitäten zu befinden. Am 21. Dezember wird der Deutsche das Urteil verkünden. Sollte eine Sperre verhängt werden, wandert die Causa „Blattini“ direkt vor dem Internationalen Sportgerichtshof (CAS) in Lausanne.
Heute darf Blatter, 79, sprechen, am Freitag wäre Platini, 60, dran. Der Franzose wird diesen Termin aber verstreichen lassen, die Aussage verweigern: „Es ist ein krasser Fall von Vorverurteilung.“ Ein Freispruch erscheint dadurch höchst ungewiss, diese Causa dürfte definitiv vor dem CAS in die Verlängerung gehen. Und dennoch, es herrscht Eile. Die Wahl des Fifa-Präsidenten soll am 26. Februar 2016 stattfinden.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.12.2015)