Burschenschafter-Kommers: Graf ortet "Meinungskauf"

Martin Graf am Burschenschafter-Kommers in Innsbruck
Martin Graf am Burschenschafter-Kommers in Innsbruck(c) APA (Robert Parigger)
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Mit einer Medienschelte hat Martin Graf seine Festrede am Samstagabend in Innsbruck begonnen. Er forderte "echte Pressefreiheit". Inhaltlich stand der Ein-Tirol-Gedanke im Vordergrund. Gröbere Auseinandersetzungen blieben aus.

Beim Kommers der schlagenden Burschenschaften in Innsbruck forderte Festredner Martin Graf (FPÖ) unter anderem "unabhängige Medien" und "echte Pressefreiheit". Beim gegenwärtigen System ortete der Dritte Nationalratspräsident "verdeckten Meinungskauf durch den Missbrauch öffentlicher Gelder".

Grund für die Erregung Grafs war die Berichterstattung über den Kommers der "wehrhaften Korporationen", zu denen neben schlagenden Burschenschaften auch die Akademischen Sängerschaften und Turnverbände gehören. Ab dem Bekanntwerden der Veranstaltung in Innsbruck sei "der übliche Sturm der Entrüstung" losgebrochen.

"Unglaubliche Diffamierungen" und "politische Hetze"

Er sei bereits bei den Kommersen 1994 und 2000 in der Landeshauptstadt dabei gewesen und sei auch der Einladung in diesem Jahr "ohne zu zögern" gefolgt. "Ich bin stolz, ein Aushängeschild des akademischen rechten Lagers zu sein", sagte er. Graf prangerte die "unglaublichen Diffamierungen" und die "politische Hetze" der "politischen Linken" und einiger Tageszeitungen gegen die Veranstaltung an.

Den Burschenschaften selbst verordnete Graf, selbst "Alter Herr" der schlagenden Wiener Verbindung Olympia, mehr Bereitschaft zur Veränderung. "Wir müssen erkennen, dass wir derzeit zu eng aufgestellt sind", meinte er. Es brauche beispielsweise mehr Wissenschaftler, Künstler, Journalisten und Philosophen in den eigenen Reihen.

"Für Südtirol kann es keinen Kompromiss geben"

Ein weiteres großes Thema bei der Veranstaltung, zu der zahlreiche schlagende Verbindungen aus ganz Österreich und Deutschland angereist waren, nahm Südtirol ein. Das Recht auf Selbstbestimmung sei Südtirol bis heute verwehrt geblieben, meinte Graf. "Für Südtirol kann es keinen Kompromiss geben, sondern nur eine Lösung."

Die Veranstaltung mit etwa 700 Teilnehmern hatte mit leichter Verspätung gegen 20.30 Uhr in der Messehalle begonnen. Trotz anderslautender Befürchtungen waren Krawalle und Ausschreitungen bei den beiden Gegendemonstrationen bis in die Nachtstunden weitgehend ausgeblieben. Die beiden Züge der Kundgebungen hatten sich, flankiert von zahlreichen Polizisten, gegen 18.00 Uhr vor der Messe getroffen und etwa eine Stunde später langsam aufgelöst.

Keine gröberen Zwischenfälle

Nach Angaben der Polizei dürften sich etwa 2000 Menschen an den Demonstrationen beteiligt haben. Über gröbere Zwischenfälle war bis zum späten Abend nichts bekanntgeworden. Ein Zusammentreffen zwischen einer Gruppe Burschenschafter, die zur Festveranstaltung unterwegs war, und einigen Demonstranten auf dem Heimweg verlief harmlos. Es kam laut Polizei lediglich zu einer verbalen Auseinandersetzung, und einem der Burschenschafter kam sein Käppi abhanden.

(APA)

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