Paris: Angreifer war seit 2013 polizeibekannt

Vor dem Eingang zur Polizeistation im Problemviertel
Vor dem Eingang zur Polizeistation im Problemviertel "Goute d'Or" REUTERS
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Die Identität ist aber weiter ungeklärt. Der Mann war am ersten Jahrestag des "Charlie Hebdo"-Attentats in eine Polizeiwache eingedrungen, er wurde erschossen. Eine Spur führt nach Deutschland.

Nach der Attacke auf ein Pariser Polizeirevier versuchen die Ermittler weiterhin, die Identität des Angreifers festzustellen. Am Donnerstag, dem ersten Jahrestag des Anschlags auf die französische Satirezeitung "Charlie Hebdo", hatte ein Mann ein Polizeirevier im Norden von Paris gestürmt. Er wurde von Beamten erschossen. Der mit einem Messer oder Beil bewaffnete Angreifer trug eine Sprengstoffgürtel-Attrappe und soll "Allahu Akbar" (Gott ist groß) geschrien haben, wie das französische Innenministerium mitteilte.

Französische Medien hatten berichtet, er sei mittlerweile identifiziert worden - voreilig, wie sich nun herausstellte. Eine Spur führt derzeit nach Deutschland: Der Mann trug ein Handy mit einer deutschen SIM-Karte bei sich, sagte der Pariser Staatsanwalt Francois Molins am Freitag. "Wir müssen arbeiten, die Identität feststellen."

Zuvor hatte es geheißen, es handele sich um einen 20-Jährigen, der im Zusammenhang mit einem gemeinschaftlichen Raub 2013 in Südfrankreich polizeibekannt sei. Als Geburtsort hatte er Casablanca in Marokko genannt, sein Name sei Sallah Ali, er sei ohne festen Wohnsitz.

Tatsächlich handelt es sich offenbar um dieselbe Person, die Fingerabdrücke stimmen überein. Damals hatte der Mann aber keine Papiere bei sich. "Ich bin überhaupt nicht sicher, dass die Identität, die er angegeben hat, echt ist", sagte Staatsanwalt Molins. Er verwies unter anderem auf das gefundene Bekennerschreiben: Dort bezeichne sich der Angreifer als Tunesier und nicht als Marokkaner. Immerhin hatte der damals festgenommene Mann angegeben, sich in der Vergangenheit auch in Deutschland und Italien

Sprengstoffgürtel erwies sich als Attrappe

Der Angriff galt einem Polizeirevier im Problemviertel "Goute d'Or" im 18. Arrondissement, unweit des Touristenviertels Montmartre. "Ein Mann hat am Donnerstagmorgen versucht, am Empfang des Kommissariats einen Polizisten anzugreifen, bevor er von Schüssen getroffen wurde", sagte ein Sprecher des Innenministeriums der Nachrichtenagentur AFP. Ein vermeintlicher Sprengstoffgürtel, den der Mann trug, erwies sich als Attrappe.

IS-Fahne dabei

Unmittelbar nach dem Angriff forderte die Polizei Passanten auf, sich in Sicherheit zu bringen, Geschäfte ließen ihre Rollläden herunter. Die Rue de la Goutte d'Or, in der sich das Polizeirevier befindet, wurde weiträumig abgeriegelt. Der Verkehr auf dem nahen Boulevard Barbes wurde unterbrochen, ebenso die U-Bahn in dem Gebiet.

Innenminister Bernard Cazeneuve begab sich zusammen mit dem Pariser Polizeipräfekten Michel Cadot zum Kommissariat. Die Anti-Terror-Abteilung der Staatsanwaltschaft übernahm zunächst nicht die Ermittlungen: "Es ist viel zu früh, um von einem Terrorakt zu sprechen", sagte Innenministeriumssprecher Pierre-Henry Brandet dem Sender "France Info". Später aber zeigte sich, dass der bis dato Unbekannte eine schwarze Fahne des sogenannten "Islamischen Staats" und eine Art Bekennerschreiben bei sich trug.

Die Attacke ereignete sich auf den Tag genau ein Jahr nach der Attacke zweier Islamisten auf "Charlie Hebdo", als zwölf Menschen starben - und später auch die Attentäter, sie wurden auf der Flucht erschossen. In Frankreich herrscht insbesondere nach den Anschlägen vom 13. November mit 130 Todesopfern Angst vor weiteren Attacken. (AFP)

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