Ein gutes Jahr für Firmenehen

USA ECONOMY PFIZER ALLERGAN MERGER
USA ECONOMY PFIZER ALLERGAN MERGER(c) APA/EPA/ANDREW GOMBERT (ANDREW GOMBERT)
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Der erhöhte Konkurrenzdruck und schwächere Erträge dürften Unternehmen auch heuer zwingen, nach Partnern Ausschau zu halten. Die Pharmaindustrie steht im Fokus.

Washington. Die wochenlangen Verhandlungen über die Milliardenfusion der beiden Pharmakonzerne Shire und Baxalta könnte schon am Montag erfolgreich mit der Bekanntgabe des Zusammenschlusses enden. Das britisch-irische Unternehmen Shire bietet 32,5 Mrd. Dollar für den US-Rivalen.

Nach dem Blockbuster-Merger der Branchen-Riesen Pfizer und Allergan, der mit einem Volumen von 160 Mrd. Dollar auch die Rangliste der vorjährigen Fusionen und Übernahmen (M&A) anführt, dürfte die Pharmabranche auch heuer führend bei Transaktionen sein. „Betrachtet man das attraktive Free-Cash-Flow-Profil im Gesundheitssektor, sollten eine effiziente Kapitalanlage für die Belebung der Wachstumsaussichten eines Unternehmens oder niedrigere Kosten durch Synergien weiterhin für Investmentchancen sorgen“, schreibt Eddie Yoon, Portfoliomanager und Leiter Gesundheitssektor bei Fidelity Investments Ltd., in seinem Ausblick für 2016.

Nachdem das Vorjahr bei M-&-A-Aktivitäten mit 3,8 Billionen Dollar ein neues Rekordhoch gebracht hat, rechnen Manager für dieses Jahr mit einem weiteren Anstieg. In einer im Oktober veröffentlichten Studie von EY erwarteten annähernd 60 Prozent der befragten Manager, in den kommenden zwölf Monaten Akquisitionen durchzuführen – verglichen mit 40 Prozent ein Jahr zuvor. Im vierten Quartal erwiesen sich Unternehmen besonders heiratsfreudig: Erstmals seit dem zweiten Quartal 2007 lag das Volumen für einen Dreimonatszeitraum mit 1,3 Billionen über der Marke von einer Billion Dollar.

Ein frühes Signal für die Entwicklung über den Verlauf des Jahres könnte die nächste Woche stattfindende JPMorgan Chase & Co. Healthcare Conference liefern. Die erste große Branchentagung des Jahres ist traditionell ein wichtiger Ort für die Anbahnung von Fusionsverhandlungen.

Für Paulo Pereira, Partner bei der Beratungsgesellschaft Perella Weinberg Partners in London, ist klar, welche Branchen im Vordergrund stehen: Es sind jene, die aufgrund harten Wettbewerbs oder eines schwächeren Wachstums Skaleneffekte benötigen. Als Beispiele nennt er Telekommunikation, Technologie und Gesundheitswesen.

Erst am Dienstag gab Orange, die größte Telekomgesellschaft Frankreichs, bekannt, dass sie in vorläufigen Verhandlungen mit Bouygues über deren Mobilfunktochter steht. Eine Transaktion würde die Zahl der Mobilfunkanbieter in dem Land verringern.

Auch in der Finanzbranche und hier insbesondere im Bankenbereich sollte die Fusionstätigkeit nach Einschätzung von Pereira in den nächsten Monaten Fahrt aufnehmen, da der aufsichtsrechtliche Rahmen und Kapitalanforderungen wie die vom Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht festgelegten Regeln sicherer und klarer erkennbar sind.

Das Rekordvolumen im vergangenen Jahr basierte auf dem Optimismus der Käufer, dass sie politische und finanzielle Instabilitäten überwinden könnten, sagt Charles Jacobs, Partner für Fusionen und Übernahmen in der Kanzlei Linklaters. Auch vom Kurseinbruch an den chinesischen Aktienbörsen, der Konjunkturabkühlung in Schwellenmärkten und der griechischen Schuldenkrise ließen sie sich nicht abschrecken, so Jacobs.

Kurze Flaute durch Zinswende

Die erste Zinsanhebung in den USA könnte für eine gewisse Flaute im ersten Quartal sorgen, ebenso wie politische Spannungen, wie die Aussicht auf ein Ausscheiden Großbritanniens aus der EU, große Deals möglicherweise verhinderten. Allerdings säßen die Unternehmen laut Schätzung von Linklaters auf 2,4 Billionen Euro an Barmitteln. „Somit sind die soliden fundamentalen Voraussetzungen für Transaktionen weiterhin gegeben.“ (Bloomberg/red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.01.2016)

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