Marcel Hirscher: „Vielleicht kann ich das Blatt wenden“

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Marcel Hirscher.(c) APA/AFP/FABRICE COFFRINI
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Nach der anfänglichen Slalomdominanz von Henrik Kristoffersen hat Marcel Hirscher zuletzt neuen Mut geschöpft. „Ich habe den Anschluss an ihn gefunden“, weiß der Salzburger.

Adelboden. Zufrieden hat Marcel Hirscher am Sonntag Adelboden hinter sich gelassen. Die Slalomlücke zu Henrik Kristoffersen scheint geschlossen, zum Sieg fehlten gerade einmal sechs Hundertstelsekunden. Bereits zum dritten Mal wurde Hirscher in diesem Winter hinter Kristoffersen Zweiter: in Val-d'Isère fehlten 1,09 Sekunden, in Madonna 1,25.

Nach dem jüngsten Sieg in Santa Catarina (0,21 Sekunden Vorsprung) warnte Hirscher vor verfrühter Euphorie. „Dort vor ihm zu sein ist weniger überraschend gewesen, als hier so knapp dabei zu sein“, meinte der Salzburger und spielte damit auf die unterschiedlichen Pistengegebenheiten an. „Ich war bei speziellen Bedingungen sicher schon einmal schneller, aber ich habe momentan ein breiteres Spektrum.“ Hirscher bevorzugt steile und vor allem eisige Pisten, die Verhältnisse in Adelboden spielten ihm dabei gewiss nicht in die Karten.

Kristoffersens Potenzial hat Hirscher schon vor einigen Jahren erkannt. „Er ist auf dem Höhepunkt seiner Karriere. Jeder weiß, wenn Henrik gesund bleibt, hat er die Fähigkeit, die technischen Bewerbe zu dominieren. Er tut es jetzt. Für mich ist das Positive, dass ich ihm in den letzten zwei Rennen nähergekommen bin, dass ich den Anschluss gefunden habe.“

Schwünge am Limit

Nachdem er die ersten beiden Slaloms noch mit großem Rückstand beendet hatte, hofft Hirscher nun, den entscheidenden Schritt nach vorn gemacht zu haben. „Das war für mich persönlich sehr wichtig, jetzt bin ich dran. Vielleicht kann ich das Blatt wenden. Wenn nicht, bin ich auch mit Platz zwei zufrieden.“ Im Slalomweltcup ist jedenfalls noch keine Vorentscheidung gefallen, Hirschers Rückstand auf Kristoffersen beträgt bei noch sieben ausständigen Rennen 40 Zähler. Mit Ausnahme des Parallel-Riesentorlaufs in Alta Badia (30.) war Hirscher in jedem seiner bisher zehn Saisonrennen auf dem Podest, neben fünf Siegen fuhr er drei zweite und einen dritten Platz ein. „Das ist sicherlich nicht der Zufall, der da mitspielt. Das ist harte Arbeit, die das schlussendlich möglich macht. Trotzdem denke ich mir bei jedem Rennen: ,Hoffentlich geht das gut heute.‘ Im Sinne von Nicht-Ausfallen, Nicht-Einfädeln, Keinen-Scheiß-Bauen.“

Weil der Jänner an Strapazen nicht zu überbieten ist, kann sich der 26-Jährige keinerlei Schwächephasen oder gar Krankheiten erlauben. Er verzichtet derzeit auf das Händeschütteln, eine reine Vorsichtsmaßnahme. „Ein normales ,Hallo‘ oder ,Servus‘ reicht momentan. Ich habe einfach keinen Bock, in der Zeit erwischt es einen einfach schneller.“ Nach einer kurzen Regenerationsphase feilt Hirscher diese Woche in Kitzbühel weiter am Schwung, er trainiert Slalom und Super-G (für die Hahnenkamm-Kombination). Am Sonntag steht der Wengen-Slalom auf dem Programm. „Kurz nach Wengen reinrauschen und dann sind wir eh schon in der Hardcore-Woche“ – mit den Heimklassikern Kitzbühel und Schladming.

„Streif à la minute“

In Kitzbühel ist man nach den aktuellsten Wetterdaten optimistisch, kommende Woche eine Abfahrt über die Originalstrecke bieten zu können. Ab Mitte dieser Woche sollen die Temperaturen so stark fallen, dass ab spätestens Donnerstagnacht beschneit und damit auch die Hausbergkante rennfertig gemacht werden kann. Die Organisatoren bauen nun voll auf das Wetter und peilen eine „Streif à la minute“ an. „Donnerstag bis Samstag beschneien, Sonntag wird es richtig kalt, da schneien wir am Hausberg, was geht. Montag zäunen und präparieren, Dienstag erstes Training“, so der Plan von Neo-Rennleiter Axel Naglich. (age/cg)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.01.2016)

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