Kirche: Historisches Treffen nach fast 1000 Jahren Eiszeit

Papst Franziskus (links) und Patriarch Kyrill (rechts).
Papst Franziskus (links) und Patriarch Kyrill (rechts).(c) AFP
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Der Papst trifft am Freitag den russisch-orthodoxen Patriarchen. Die west-lateinische und die östlich-orthodoxe Kirche gehen seit 1054 getrennte Wege.

Mit ihrem Treffen in Havanna schreiben Papst Franziskus und der russisch-orthodoxe Patriarch Kyrill am Freitag Kirchengeschichte: Zum ersten Mal seit der Spaltung vor fast 1000 Jahren werden sich in Havanna die Oberhäupter der beiden größten christlichen Kirchen persönlich begegnen. Die Zusammenkunft auf dem Flughafen von Kubas Hauptstadt könnte das Ende der jahrhundertelangen Eiszeit einläuten.

Die westlich-lateinische und östlich-orthodoxe Kirche gehen seit 1054 getrennte Wege, Hintergrund waren theologische und politische Streitigkeiten, unter anderem über den Autoritätsanspruch des Papstes. Den verschiedenen orthodoxen Kirchen gehören heute insgesamt etwa 250 Millionen Gläubige an, der russisch-orthodoxe Zweig mit seinen bis zu 150 Millionen Christen ist der größte. Die römisch-katholischen Kirche hat weltweit 1,2 Milliarden Mitglieder.

Zwei bis drei Stunden für Gespräch eingeplant

Die Beziehungen zwischen Rom und anderen orthodoxen Kirchen verbesserten sich mit der Zeit. Franziskus traf sich bereits zwei Mal mit dem griechisch-orthodoxen Patriarchen von Konstantinopel, Bartholomäus I. Doch das Verhältnis des Vatikans zu Moskau blieb frostig, auch wenn auf Arbeitsebene durchaus Kontakte bestanden.

Franziskus machte bereits 2014 deutlich, dass er die Beziehungen auf eine neue Stufe heben will, als er verkündete, er würde den Moskauer Patriarchen treffen, "wo immer" dieser wolle. Nun legt der Papst also auf dem Weg zu seinem Mexiko-Besuch einen Zwischenstopp in Kuba ein, wo Kyrill I. zu einem Besuch erwartet wird. Für das historische Gespräch, dem zweijährige Geheimverhandlungen vorausgingen, sind zwei bis drei Stunden eingeplant.

Papst will "Brücken bauen"

Er wolle keine Möglichkeit verpassen, "Brücken zu bauen", betonte der Papst jüngst in einem Zeitungsinterview. Russland, das sich auch als Schutzmacht der Christen im Nahen Osten sieht, könne einen wichtigen Beitrag zum Frieden in der Region beitragen. Und auch die russisch-orthodoxe Kirche verwies auf die Bedrohungen für Christen durch Extremisten im Nahen Osten sowie in Nord- und Zentralafrika. Dieser "Völkermord" werde im Zentrum des Treffens stehen, hieß es aus Moskau.

Die Ökumene zählt zu den zentralen Anliegen des Papstes. Zum Reformationstag am 31. Oktober wird Franziskus eine von der katholischen Kirche und dem Lutherischen Weltbund organisierte Gedenkfeier im südschwedischen Lund besuchen. Anlass sei der 500. Jahrestag der Reformation, der im kommenden Jahr gefeiert wird.

(Von Jean-Louis de la Vaissiere/AFP)

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