Conwert lehnt Adlers Pläne ab

Headquarters of Conwert Immobilien Invest SE As Deutsche Wohnen AG Takeover Bid Expected
Headquarters of Conwert Immobilien Invest SE As Deutsche Wohnen AG Takeover Bid Expected(c) Bloomberg (Lisi Niesner)
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Seit sechs Monaten hält die deutsche Adler Real Estate 22,4 Prozent der Immobiliengesellschaft Conwert. Nun beginnt der Machtkampf um die Führung des Konzerns.

Wien. Eines steht fest: Der börsenotierten Immobiliengesellschaft Conwert stehen turbulente Wochen bevor. Grund ist der überraschende Vorstoß ihres größten Einzelaktionärs, der Adler Real Estate, Ende vergangener Woche. Der deutsche Wohnungskonzern, der erst vor sechs Monaten über seine Tochtergesellschaft Mountain Peak Trading 22,4 Prozent an der Conwert erworben hatte, forderte die unverzügliche Einberufung einer außerordentlichen Hauptversammlung (HV) mit folgender Tagesordnung: Drei der fünf Verwaltungsräte sollen abgewählt werden, so will es Adler. Konkret sollen Barry Gilbertson, Peter Hohlbein und Alexander Proschofsky ihren Hut nehmen. Gleichzeitig soll die Anzahl der Sitze im Verwaltungsrat von fünf auf vier verringert werden.

Adler will mehr Sachverstand

In einem offenen Brief an die Aktionäre begründet der Immobilienkonzern Adler seine Forderung: Mit der Neuwahl der von ihm vorgeschlagenen Experten solle Conwert künftig den Fokus stärker als bisher auf deutsche Wohnimmobilien richten, um so die hohen Chancen am Markt nutzen zu können, heißt es in Punkt eins. Weiters sei es notwendig, dass sich das Unternehmen möglichst rasch von jenen Immobilien trenne, die nicht zum Kerngeschäft zählten. Auch müssten Strukturen rasch gestrafft, Kosten abgebaut und die Verwaltung verschlankt werden. Und in Punkt vier bringt Adler zum Ausdruck, dass es aus seiner Sicht sowohl dem derzeitigen Management als auch dem Verwaltungsrat an ausreichender Kompetenz fehle: Denn die beiden „sollen mit Fachleuten besetzt werden, die über mehr Sachverstand am deutschen Immobilienmarkt verfügen“.

Conwert habe sich künftig genauso dynamisch wie Adler zu entwickeln. Dafür sollen der „anerkannte Finanzierungsexperte für Immobilien“ und Adler-Aufsichtsratsvorsitzender Dirk Hoffman, der Wirtschaftsprüfer Hermann Wagner und Wijnand Donkers sorgen.

Bei der Conwert reagierte der amtierende Verwaltungsrat, aber auch das Geschäftsführende Direktorium auf das Ansinnen des jungen Hauptaktionärs mit Empörung. Der Antrag werde „als feindselige Aktion gegen die Conwert-Aktionäre bewertet“ und daher abgelehnt, hieß es in einer Aussendung. Die derzeitigen Verwaltungsratsmitglieder seien unabhängig und bis 2019 bzw. 2020 von der Mehrheit der Aktionäre bestellt worden. (Poschofsky und Hohlbein etwa sind erst im November 2015 in den Verwaltungsrat eingezogen.) Überdies komme Conwert mit der Strategie, die ja bisher von Adler unterstützt worden sei, gut voran, und man sei zuversichtlich, die gesetzten Ziele für 2016 zu erreichen.

Es geht um die Kontrolle

Glaubt man Conwert, hat das Vorgehen nur ein Ziel: Adler wolle sich die Kontrolle im Verwaltungsrat und damit im Unternehmen sichern. Das aber bedeute in der Konsequenz, dass alle wesentlichen Unternehmensentscheidungen der Conwert vom direkten Konkurrenten, nämlich Adler, getroffen würden. Dabei gehe es auch um die Weisungsbefugnisse gegenüber der operativen Geschäftsführung, so Conwert in einer Stellungnahme. Demnach habe das Unternehmen auch versucht, mit Adler in einen „konstruktiven Dialog“ zu treten und angeboten, einen fünften Kandidaten zur Wahl in den Verwaltungsrat vorzuschlagen. Ohne Erfolg: Der deutsche Aktionär lehnte ab und schlug postwendend die Ablöse von drei Verwaltungsmitgliedern vor.

Wann die geforderte außerordentliche HV stattfindet, ist noch nicht klar: Derzeit prüft man bei der Conwert, ob formell alle Voraussetzungen dafür vorliegen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.02.2016)

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